Reul: Messerangriff könnte islamistischen Hintergrund haben
Autor: dpa
, Donnerstag, 11. Sept. 2025
Überraschende Wende: Beim Messerangriff auf eine Lehrerin verdichten sich Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund, sagt NRW-Minister Reul. Der junge Tatverdächtige sei seit 2023 polizeibekannt.
Der Messerangriff auf die Lehrerin eines Berufskollegs in Essen am vergangenen Freitag könnte laut NRW-Innenminister Herbert Reul einen islamistischen Hintergrund haben. In dem Fall des tatverdächtigen 17-jährigen Kosovaren verdichteten sich entsprechende Hinweise, sagte der CDU-Politiker im Innenausschuss des NRW-Landtags. «Der Generalbundesanwalt überprüft derzeit, ob er das Verfahren übernimmt.»
Die 45-jährige Frau war bei der Attacke schwer verletzt worden. Gegen den bei seiner Festnahme rund zwei Stunden nach der Tat schwer verletzten Jugendlichen war Haftbefehl erlassen worden. Er wird im Krankenhaus behandelt und bewacht. Ein Großeinsatz mit Spezialeinheiten war erfolgt, mit in der Spitze gut 280 Einsatzkräften, wie Reul schilderte. Mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler hatten über Stunden in dem abgeriegelten Gebäude ausharren müssen.
Videos könnten auf islamistisches Motiv deuten
Der Vorwurf laute derzeit auf versuchten Totschlag, sagte Reul. Aus einer gerade erst neu erfolgten Auswertung von Datenträgern ließen sich auch «Hinweise auf eine religiös motivierte Tat erkennen.» Auf eine Nachfrage im Ausschuss präzisierte der Minister, «Hinweise auf einen islamistisch motivierten Hintergrund verdichten sich.» Es gehe um Videos, die der Tatverdächtige angefertigt habe. Einzelheiten könne er nicht dazu nicht nennen.
Nach dpa-Informationen aus Sicherheitskreisen waren bei einer Hausdurchsuchung zwei Handyvideos sichergestellt worden. Darin bekenne er sich zu der Tat: Die Lehrerin habe den Propheten beleidigt, deshalb habe er zugestochen. Auch sei in dem Clip der Ausruf «Alahu Akbar» zu hören. Unter Berufung auf Sicherheitskreise hatte der «Kölner Stadtanzeiger» zuvor über diese Ermittlungsdetails berichtet.
Die Staatsanwaltschaft Essen habe neben dem Generalbundesanwalt auch die Zentralstelle für Terrorismusbekämpfung informiert. Der Fall gerate mit den neuen Erkenntnissen «in einen ganz anderen Blick». Man habe zunächst gedacht, dass die Tat «etwas mit der Lehrerin und dem Schüler zu tun hatte.» Aber: «Jetzt sieht das anders aus.»
Tatverdächtiger seit 2023 polizeilich auffällig
Der Jugendliche sei polizeilich schon 2023 wegen «Bedrohung, Verstoß gegen das Waffengesetz beziehungsweise gefährliche Körperverletzung und Besitz von Kinderpornografie aufgefallen.» Dem polizeilichen Staatsschutz sei er im Vorfeld allerdings nicht bekannt gewesen.
Schon vor gut zwei Jahren seien bei dem Kosovaren Verhaltensauffälligkeiten beobachtet worden, sagte Reul. Im Frühjahr 2023 wurde ein «Beobachtungs- und Feststellungsbericht» angefertigt. Die Polizei Essen habe eine Fallkonferenz mit dem Jugendamt und mit der damaligen Schule in Essen, die er vor dem Berufskolleg besucht hatte, abgehalten. Danach habe ihn die Polizei im April 2023 als «Person mit Risikopotenzial» eingestuft.