Ralph Ruthe: "Nicht alle haben den Verstand verloren"
Autor: Stephan Großmann
Fürth, Montag, 15. Oktober 2018
Er ist Bestsellerautor und lebende Cartoon-Legende: Jetzt erobert Ralph Ruthe auch noch die großen Bühnen. Am 16. November führt ihn seine "Shit Happens Live Tour" nach Fürth. Wir durften vorab bereits mit ihm sprechen.
Ralph Ruthe ist Autor, Musiker, Filmemacher und Cartoonist. Mit unserer Zeitung hat der 46-Jährige Bielefelder über Humorgrenzen, Hass im Netz und sein Bühnenprogramm "Shit Happens! Die Tour" gesprochen, das ihn am 16. November nach Fürth führt. Herr Ruthe, Krisen und Katastrophen, wohin man blickt: Ist Humor in diesen Zeiten wichtiger denn je?Ralph Ruthe: Ob Humor grundsätzlich wichtig ist oder nicht, liegt immer im Auge des Betrachters. Für mich ist Humor lebensnotwendig. Ein Leben ohne Lachen im weitesten Sinne kann ich mir nicht vorstellen. Ich finde es befremdlich, wenn es für Menschen etwas Nebensächliches sein sollte.
Ist Humor die wichtigste Emotion?Liebe und Humor.
Sie melden sich in Sozialen Medien stets zu aktuellen Nachrichten zu Wort. Wie wichtig ist es für Sie, Ihre Meinung mitzuteilen? Ich äußere mich gar nicht politisch, sondern menschlich. Wer möchte, kann das lesen und kommentieren. Und wer nur meine Cartoons und Videos sehen möchte, kann das auch machen. Was ich nicht zulasse, ist, wenn Leute ihren Hass auf meiner Seite ablassen. Als Person der Öffentlichkeit, die ich nun einmal bin, finde ich es wichtig, mich zu positionieren.
Ist das nicht manchmal anstrengend und zeitraubend?So definiere ich das nicht. Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass es 90 Prozent der Leute gefällt, was ich schreibe. Das bestätigt mir, dass nicht alle den Verstand verloren haben. Das gibt mir eher Kraft als es mir welche nimmt. Aber ich kann mein eigenes Leben gut trennen vom Internet. Wenn der Rechner aus ist, verschwindet der Hass genauso wie das Lob.
Haben die Deutschen Humor?Klar. Wenn ich eins bestätigen kann, dann, dass in Deutschland viel über guten Humor gelacht wird. Das lässt sich aber nicht an Nationalitäten festmachen.
Gibt es für Humor Grenzen? Ja, die persönlichen. Zum einen gibt es Gesetze. So lange man diese nicht bricht, darf man machen, was man will. Man darf aber nur nicht erwarten, dass andere Leute das auch lustig finden. Humor ist genau wie lecker: Es gibt nicht lecker für alle und es gibt nicht lustig für alle.
Sie sagten einmal, ein komisches Talent zu besitzen. Wann war Ihnen klar, Komiker zu werden?Ich wusste schon als Kind, dass ich Leute zum Lachen bringen kann. Dann habe ich Comics entdeckt und gemerkt, dass die eine praktische Möglichkeit sind, Humor zu transportieren. Man braucht nur ein Blatt und einen Stift, mehr nicht. Das habe ich dann für mich weitestgehend perfektioniert.