Raketenwehr Arrow 3: Deutschland spannt den Schutzschirm auf
Autor: Carsten Hoffmann, dpa
, Mittwoch, 03. Dezember 2025
Mit Arrow 3 baut Deutschland erstmals ein Raketenabwehrsystem auf, das feindliche Flugkörper noch außerhalb der Atmosphäre zerstören soll. Nun wird der erste Schritt gemacht.
Mit der heute anstehenden Inbetriebnahme erster Elemente des neuen Raketenabwehrsystems Arrow 3 sieht Verteidigungsminister Boris Pistorius die Luftverteidigung Deutschlands und seiner Partner deutlich gestärkt. «Wir erlangen damit erstmals die Möglichkeit zur Frühwarnung und zum Schutz unserer Bevölkerung und Infrastruktur vor weitreichenden ballistischen Raketen. Mit dieser strategischen Fähigkeit, die im Kreis unserer europäischen Partner einmalig ist, sichern wir unsere zentrale Rolle im Herzen Europas», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
«Damit schützen wir also nicht nur uns, sondern auch unsere Partner. Wir stärken damit den europäischen Pfeiler der Nato und übernehmen ein Nato-Planungsziel», sagte Pistorius dazu. Deutschland übernehme Verantwortung.
Die Luftwaffe will am Mittag auf dem Luftwaffenstützpunkt Schönewalde/Holzdorf an der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt und Brandenburg die sogenannte Erst- oder Anfangsbefähigung des Systems erklären. Dieser Schritt - von der Nato Initial Operational Capability (IOC) genannt - bedeutet nach Militärangaben, dass erste Systemanteile in Betrieb genommen werden: Radar, Startgeräte und geschultes Personal sind verfügbar, um den Schutzbetrieb in einem begrenzten Umfang aufzunehmen. Die Erstbefähigung ist damit der Auftakt für den eigentlichen Einsatz, gefolgt von der Full Operational Capability (FOC), bei der das System seine volle Leistungsfähigkeit erreicht und alle geplanten Funktionen verfügbar sind.
Raketenabwehr wird an dritten Standorten stationiert
Der Aufbau des in Israel beschafften Systems ist Reaktion auf die Bedrohung durch Russland. Das Verteidigungssystem soll feindliche Raketen in einer Höhe bis über 100 Kilometern zerstören können - eine Fähigkeit, die es in der Bundeswehr bisher nicht gibt. Der Luftwaffenstützpunkt Schönewalde/Holzdorf ist dabei der erste von drei geplanten Arrow-Standorten.
Der Kriegsverlauf in der Ukraine zeigt, wie verwundbar ein Land und die Infrastruktur auch weit von hinter der Front ist - durch relativ preiswerte Drohnen, aber auch durch ballistische Raketen.
Europäische Staaten haben die Verteidigung militärischer und ziviler Ziele gegen Angriffe aus der Luft nach Ende des Kalten Krieges runtergefahren und dann lange vernachlässigt. In Nato-Planungskreisen hießt es zuletzt, die Verteidigungsfähigkeiten gegen Luftangriffe müssten insgesamt wohl um 400 Prozent erhöht werden.
Die Bundesregierung investiert jetzt verstärkt in Flugabwehr. Deutschland hat dazu auch eine Initiative für ein europäisches Luftverteidigungssystem (European Sky Shield Initiative/ESSI) angestoßen. Dem Projekt haben sich inzwischen 23 Partnerstaaten angeschlossen.