Merz kommentiert Frauen-Forderungen zunächst nicht
Autor: dpa
, Dienstag, 28. Oktober 2025
«Fragen Sie mal Ihre Töchter», hat Merz in der «Stadtbild»-Debatte vorgeschlagen. 60 Frauen antworten ihm mit zehn konkreten Forderungen. Der Kanzler schweigt zunächst dazu.
60 Frauen aus Kultur, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft haben sich in der «Stadtbild»-Debatte mit einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gewandt und zehn konkrete Forderungen aufgestellt. Dazu zählt die konsequentere Strafverfolgung von sexualisierter Gewalt, die Aufnahme der Tötung von Frauen wegen ihres Geschlechts (Femizid) als eigenen Tatbestand ins Strafgesetzbuch und die Reform des Abtreibungsparagrafen 218.
Auf die Frage einer Journalistin, ob er auf die Forderungen eingehen werde und wo er Handlungsbedarf sehe, wollte Merz auf einer Pressekonferenz bei einem Besuch der Handwerkskammer in Dresden nicht antworten. Er sei bei der Handwerkskammer, um sich «mit den Themen, die die Menschen wirklich in der Breite und Tiefe beschäftigen, zu befassen», sagte er. Der CDU-Vorsitzende nannte die Berufsausbildung und die Frage, wie junge Menschen - «auch junge Frauen» - für Handwerksberufe gewonnen werden könnten. «Das ist hier das Hauptthema meines heutigen Besuches.»
Debatte läuft seit zwei Wochen
Merz hatte die Debatte vor zwei Wochen mit einer Äußerung zur Migrationspolitik der Bundesregierung ausgelöst: «Wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.» Erst eine Woche später wurde er konkreter: Probleme machten diejenigen Migranten, die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus hätten, die nicht arbeiteten und die sich auch nicht an die in Deutschland geltenden Regeln hielten, sagte er.
Zwischenzeitlich hatte er auf die Frage, was er mit seiner Äußerung zu Problemen im Stadtbild denn gemeint habe, geantwortet: «Fragen Sie mal Ihre Töchter.»
Darauf nehmen die Autorinnen in ihrem offenen Brief Bezug: «Wir möchten gerne über Sicherheit für Töchter, also Frauen sprechen. Wir möchten es allerdings ernsthaft tun, und nicht als billige Ausrede dienen, wenn rassistische Narrative rechtfertigt werden sollen.»
Neubauer, Lang und Denalane unter den Unterzeichnerinnen
Unterzeichnet haben das Schreiben nach Angaben der Initiatorinnen unter anderem Grünen-Politikerin Ricarda Lang, Klimaaktivistin Luisa Neubauer, Musikerin Joy Denalane und die Autorin Alice Hasters. Außerdem dabei: die Schauspielerin Melika Foroutan sowie die Schriftstellerinnen Lena Gorelik und Mithu Sanyal.
«Wir wollen, dass Frauen sicher sind – auf der Straße und im eigenen Zuhause», schreiben sie und listen zehn Forderungen auf.