Gegenwind für Merz aus der SPD nach «Stadtbild»-Bemerkung
Autor: dpa
, Freitag, 17. Oktober 2025
Nicht nur die Opposition kritisiert Kanzler Friedrich Merz wegen dessen jüngster Äußerung zum Thema Migration. Aus den Reihen der SPD kommt die Warnung vor «populistische Schnellschüssen».
Die Äußerung von Kanzler Friedrich Merz zu Migration im Stadtbild löst beim Koalitionspartner SPD sichtbare Irritation aus. «Migration darf nicht durch verkürzte oder populistische Schnellschüsse stigmatisiert werden – das spaltet die Gesellschaft noch mehr und hilft am Ende den Falschen, statt Lösungen zu fördern», erklärte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Natalie Pawlik (SPD).
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) bezeichnet die Aussage von Merz als «sehr, sehr, sehr verknappt». Insbesondere im Handel und Gewerbe seien viele Menschen mit Migrationshintergrund beschäftigt. «Zu einem attraktiven Stadtbild gehört, dass wir ein buntes Stadtbild haben.»
Der Kanzler war bei einem Termin in Potsdam am Dienstag von einem Reporter auf das Erstarken der AfD angesprochen worden. Er sagte daraufhin unter anderem, dass man nun frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik korrigiere und Fortschritte mache. «Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.»
Auch Söder hatte vom «Stadtbild» gesprochen
Linke und Grüne hatten CDU-Chef Merz scharf kritisiert und eine Entschuldigung gefordert. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer stellte sich dagegen hinter seinen Parteifreund. Im «Spitzengespräch» des «Spiegel» sagte Kretschmer, es gehe nicht um Zuwanderung an sich, sondern um die Einhaltung gemeinsamer Werte. Die Debatte erinnert an frühere Kontroversen nach umstrittenen Merz-Äußerungen.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt nannte die Rassismus-Vorwürfe gegen Merz «totalen Unsinn». «Da wird was versucht, wieder von bestimmter Seite hineinzuinterpretieren, was überhaupt nicht da ist», sagte der CSU-Politiker im «Interview der Woche» der ARD.
Es sei geradezu lächerlich, wenn man nicht mehr sagen dürfe, dass sich ein Stadtbild durch illegale Migration verändern könne. «Ich finde, man sollte schon noch so sprechen können, wie es die Menschen auch empfinden», sagte Dobrindt.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich Ende September im «Münchner Merkur» für mehr Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien starkgemacht. «Das Stadtbild muss sich wieder verändern. Es braucht einfach mehr Rückführungen», hatte Söder gesagt. «Wer sich hier eine Existenz aufbaut und eine Arbeit hat, ist herzlich willkommen. Wer aber kein Duldungsrecht hat, keine Beschäftigung hat oder gar Straftaten begeht, muss in seine Heimat zurück.»