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Preisexplosion beim Bäcker: Kaum ein anderes Produkt ist so viel teurer geworden


Autor: Robert Wagner

Deutschland, Freitag, 10. Mai 2024

Corona-Krise, Ukraine-Krieg, Energiepreis-Schock: Die letzten Monate haben Kunden einiges zugemutet. Die Preise sind vielerorts deutlich gestiegen - besonders stark bei Brot und Brötchen. Warum ist das so?


Hinter Deutschland liegen Monate hoher Inflation. In fast allen Bereichen sind die Preise gestiegen. Besonders bei Lebensmitteln müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. Und dabei vor allem auch beim Bäcker:  Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, stiegen die Preise für Brot und Brötchen von 2019 bis 2023 um 34,4 Prozent. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise insgesamt stiegen im selben Zeitraum "nur" um 17,3 Prozent.

Die gute Nachricht aus Verbrauchersicht: Zuletzt schwächte sich der Preisanstieg bei Brot und Brötchen deutlich ab. Im März 2024 kosteten die Backwaren 2,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, während die Verbraucherpreise insgesamt in dem Zeitraum um 2,2 Prozent zulegten.

Hohe Preise für Brot und Brötchen - warum?

Dass Verbraucherinnen und Verbraucher gerade für Brot und Brötchen so tief in die Tasche greifen mussten, erklärte das Bundesamt unter anderem mit gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe. Aber auch steigende Personalkosten könnten nach Einschätzung der Statistiker ein Grund gewesen sein. 

Dabei ist die Frage nach den Gründen für den Preisanstieg gar nicht so leicht zu beantworten, wie man erwarten könnte: Wie die Wirtschaftswoche berichtet, sind die Preise für Getreide nach einer kurzen Preisexplosion zum Beginn des Kriegs in der Ukraine wieder stark zurückgegangen. Bei den Landwirten komme von den gestiegenen Preisen daher kaum etwas an. 

Auch die Energiekosten allein - in Bäckereien ein erheblicher Kostenfaktor - können den erheblichen Preisschock nicht erklären. 

Bleiben die Personalkosten: Wie Roland Ermer, Präsident des Zentralverbandes des Bäckerhandwerks, gegenüber der Bild vorrechnet, geht fast die Hälfte des Brotpreises auf Löhne zurück. So habe sich vor allem der gestiegene Mindestlohn auf die Preise beim Bäcker ausgewirkt. 

Hinzu kommt, dass Bäckereien massiv von Personalmangel betroffen sind und Nachwuchs nur mit höheren Löhnen locken können. Laut Destatis beginnen immer weniger Menschen eine Ausbildung in diesem Bereich. Im Jahr 2022 schlossen gut 1 640 Personen in Deutschland einen neuen Ausbildungsvertrag zur Bäckerin beziehungsweise zum Bäcker ab. Damit hat sich die Zahl der Neuverträge in den vergangenen zehn Jahren halbiert (-50,0 %). 2012 hatte es noch knapp 3290 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Bäckerhandwerk gegeben. rowa/mit dpa