Wie hoch wird das Briefporto? Post will kräftigen Preisaufschlag - und entfacht Streit
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Deutschland, Dienstag, 05. November 2024
85 Cent kostet der Versand eines Standardbriefs in Deutschland - noch. Denn im Januar wird es wohl teurer. Aber wie stark darf die Post ihre Preise anheben?
Wenn es nach dem Management der Post geht, sollen Verbraucher im nächsten Jahr erheblich mehr für den Briefversand bezahlen als bisher vorgesehen. Die Bundesnetzagentur hatte für den Jahreswechsel einen "Preiserhöhungsspielraum" von 10,5 Prozent vorgeschlagen. Dies bedeutet, dass das Porto für alle Briefe und Postkarten, die in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich versendet werden, um diesen Prozentsatz steigen darf.
Da die Post diesen Spielraum auf die verschiedenen Sendungsarten "ungefähr gleichmäßig" anwenden möchte, könnte der Standardbrief ab Januar 95 Cent kosten, anstatt wie bisher 85 Cent. Das genaue Porto legt die Post erst fest, nachdem die Bundesnetzagentur endgültig über den Erhöhungsspielraum entschieden hat - dies wird in den kommenden Wochen erwartet.
Nun meldet sich Post-Chef Tobias Meyer zu Wort und stellt dem bisherigen Vorschlag der Regulierungsbehörde kein gutes Zeugnis aus. Er fordert einen deutlich höheren Preisaufschlag.
Vorhaben der Regulierungsbehörde laut Meyer rechtswidrig
Der Gesetzgeber habe der Post eine Gewinnmarge zugestanden, die mit dem jetzigen Vorschlag der Behörde bei weitem nicht erreicht werden würde. Meyer erläuterte bei einer Pressekonferenz, dass der Konzern in seinem Post & Paket-Geschäft in Deutschland im dritten Quartal nach Abzug von Einmaleffekten nur etwa 100 Millionen Euro verdient habe. Seiner Auslegung des Postgesetzes zufolge sollten es jedoch etwa 330 Millionen Euro sein.
Meyer stellt dar, dass das Vorhaben der Regulierungsbehörde nicht rechtmäßig sei. Auf die Frage, ob der Post-Konzern DHL - der im Briefgeschäft Deutsche Post heißt - vor Gericht ziehen würde, sollte die Bundesnetzagentur bei den 10,5 Prozent bleiben, sagte Meyer: "Ob wir dagegen klagen oder nicht, werden wir uns überlegen." Eine Klage würde auch formelle Hürden und Risiken für das Unternehmen mit sich bringen, gestand er ein.
Die Post kann das Briefporto nicht selbst festlegen, sondern muss es sich von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen. Das Briefgeschäft schrumpft schon seit längerem: Im digitalen Zeitalter verringert sich die Briefmenge, da Menschen und Unternehmen mehr auf digitale Kommunikation setzen.