Donaulied: Mehr als 36.000 Unterstützer für Petition - Bierzelt-Klassiker vor dem Aus?
Autor: Robert Wagner
Passau, Mittwoch, 03. Juni 2020
"Ich machte mich über die Schlafende her": In kaum verschleierter Sprache wird im Donau-Lied eine Vergewaltigung besungen. Eine Studentin startete im Mai eine Petition gegen das Lied. Jetzt steht das Ergebnis fest.
Eine Passauer Studentin kämpft gegen "Bierzelt-Sexismus": Mit einer Online-Petition gegen ein umstrittenes Bierzeltlied hat eine Passauer Studentin eine Diskussion über Sexismus angestoßen. Das sogenannte Donau-Lied, das von der Vergewaltigung eines schlafenden Mädchens handelt, soll demnach nicht mehr in Passauer Festzelten und Kneipen gesungen werden, wie es auf der Petitionsseite heißt. Die Aktion löste positive und negative Reaktionen im Netz aus.
Nun ist die Petition beendet - die Aktivisten sind vom Zuspruch begeistert: "300 Stimmen wären schön", dachten sich die Passauer Studentin Corinna Schütz und ihre Mitstreiter, als sie im Mai eine Online-Petition gegen das Singen des Liedes starteten. Nun sind es mehr als.36 000 Stimmen geworden.
Donaulied-Petition: "Niemals mit so viel Zuspruch gerechnet"
Niemals hätte sie mit so viel Zuspruch gerechnet, sagte Schütz am Dienstagabend (18. August 2020) vor dem Passauer Rathaus, wo sie dem OB symbolisch 36.235 Stimmen übergab. Das Thema habe sich damals jedoch schnell herumgesprochen und im Internet verbreitet, und so seien die Klickzahlen auf der Petitionsseite in die Höhe geschnellt. Der Oberbürgermeister von Passau, Jürgen Dupper (SPD), will sich jedenfalls dafür einsetzen, dass das Lied auf Volksfesten der niederbayerischen Stadt nicht mehr gespielt wird.
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Die Petition richte sich ausdrücklich nicht gegen Traditionen, betonte Schütz. Um das zu unterstreichen, trug sie beim Termin mit dem Passauer Stadtchef ein Dirndl. Sie gehe mit Freunden auch gerne auf Volksfeste, sagte die Studentin. Jedoch wollten sie sich nicht anhören müssen, wie betrunkene Bierzeltbesucher fröhlich ein Lied grölen, das eine Vergewaltigung beschreibt.
Um was geht es eigentlich? Das Lied, welches regelmäßig auf Bierfesten gespielt wird und beispielsweise von Ballermann-Star Mickie Krause gesungen wurde, verharmlose explizit eine Vergewaltigung. So heißt es im Liedtext: "Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt. Oh oh oh olalala. Ihr schneeweiser Busen war halb nur bedeckt. Oh oh oh olalala. Ihr schneeweiser Busen war halb nur bedeckt. [...] Ich machte mich über die schlafende her. Oh oh oh olalala. Man hörte das Rauschen der Donau nicht mehr."
Harmlose Tradition oder sexuelle Gewalt?
"Sprache formt das Denken", heißt es zur Begründung der Petition. "In diesem alten Volkslied vermittelt der umgeschriebene Text ein Weltbild, welches sexuelle Gewaltfantasien gegen Frauen normalisiert und verherrlicht. Deswegen stellt das Donau-Lied eine Form sexueller Gewalt dar."
Mit der Petition wolle die Studentin jedoch kein Verbot des Donau-Liedes erwirken, wie sie klarstellte. Vielmehr sollten sich die Leute mit dem Text auseinandersetzen, der Vergewaltigungen verharmlose, und dann freiwillig auf das Singen verzichten. Ihre ausländischen Mitstudenten gegenüber müsse sie sich rechtfertigen, "warum wir so etwas noch singen". Die Gruppe will auch Interessierte unterstützen, die in anderen Landkreisen ähnliche Petitionen oder Proteste organisieren wollen. Dafür hatten die Initiatoren neben der Petition auch eine Facebook-Gruppe gegründet.