PEN-Zentrum Deutschland tagt in Bamberg
Autor: Rudolf Görtler
Bamberg, Dienstag, 19. April 2016
Die deutsche Sektion der internationalen Schriftstellervereinigung veranstaltet ihre Jahrestagung an diesem Wochenende in Bamberg.
Alfred Kerr, Heinrich Mann, Arnold Zweig, Heinrich Böll, Hermann Kesten, Christoph Hein, Josef Haslinger: Das sind Namen, die Literaturkenner ehrfürchtig werden lassen - "Messieurs, wir erheben uns von den Plätzen!" (Arno Schmidt). Alle diese Namen sind verbunden mit der deutschen Sektion des PEN ("Poets, Essayists, Novelists").
Etwa 150 Mitglieder dieser Sektion, heute benamst PEN-Zentrum Deutschland, treffen sich von Donnerstag bis Sonntag in Bamberg. Neben den vereinsrechtlich vorgeschriebenen Ritualen sind interessante Veranstaltungen auch fürs Publikum dabei - bei freiem Eintritt! Die 1921 gegründete Vereinigung, ab 1924 mit deutscher Dependance - zurzeit existieren rund 140 PENs in 101 Ländern; als Dachorganisation firmiert PEN international -, tanzte freilich auf den Wogen der Zeitläufte.
Die deutsche Sektion wurde 1934 gleichgeschaltet, es gründete sich ein Exil-PEN. Analog zur deutschen Teilung gab es nach dem Zweiten Weltkrieg einen West- und einen Ost-PEN; 1998 wiedervereinigte sich der Verband unter dem Namen PEN-Zentrum Deutschland. Aktuell ist der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger ("Opernball") Präsident, als Generalsekretärin fungiert Regula Venske, die in Bamberg geborene Autorin Tanja Kinkel zählt zum fünfköpfigen Beisitzer-Gremium.
Bald nach der Gründung kristallisierte sich eines der Hauptziele des PEN heraus: das Eintreten für künstlerische Freiheit, die Unterstützung verfolgter Autoren. Beides spiegelt sich im Programm der Jahrestagung wider, die unter dem von Jean Paul entlehnten Motto "Eine Demokratie ohne ein paar hundert Widersprechkünstler ist undenkbar" steht. Die Programme "Writers in Prison" und "Writers in Exile" sind Kernpunkte der PEN-Aktivitäten, und eine Diskussion über Meinungsfreiheit in der Türkei ("Die Geschichte des Schreibens ist gleichzeitig die der Unterdrückung") wie die Vorstellung der aktuellen Stipendiaten, Autoren im Exil aus China, Georgien, Kolumbien, Syrien und Vietnam, setzt diese Tradition auch in Bamberg fort. Dazu zählt auch eine Veranstaltung mit Ensaf Haidar, der Ehefrau des in Saudi-Arabien inhaftierten Bloggers Raif Badawi - Ehrenmitglied des PEN-Zentrums Deutschland -, die Tanja Kinkel moderieren wird. Dazu zählt im weiteren Sinne auch eine Diskussion über Freiheit des Ausdrucks und Blasphemie mit u. a. Sigrid Löffler, dem Philosophen Christoph Türcke, einem Strafrechtler und einem Theologen.
Illustre Namen werden am Wochenende in Bamberg zu Gast sein: Am Sonntag diskutieren Alban Nikolai Herbst, Alissa Walser und Feridun Zaimoglu, angemeldet haben sich neben vielen anderen Matthias Biskupek, Christoph Hein, Josef Haslinger und Regula Venske natürlich, Thomas Rothschild, Wilfried F. Schoeller, Johano Strasser und KD Wolff.
Das Programm fürs Publikum
Donnerstag, 21. April 19.30 Uhr Verleihung des Kurt-Sigel-Lyrikpreises 2016 an Daniel Falb; anschließend Diskussion über Meinungsfreiheit in der Türkei und Vorstellung der aktuellen Stipendiaten des PEN-Zentrums, E.T.A.-Hoffmann-Theater, Großes Haus, Schillerplatz
Freitag, 22. April 9.30 Uhr Mitgliederversammlung (öffentlich), Harmonie-Säle - 16 Uhr "Befreit Gott von den Gläubigen!" Freiheit des Ausdrucks und Blasphemie, Harmonie-Säle, Schillerplatz - 19 Uhr Willkommen im Club! Leseabend mit neuen PEN-Mitgliedern, Moderation T. Kinkel, Aula der Universität, Dominikanerstr. 2a
Sonntag, 24. April 11 Uhr Literarische Begegnungen mit dem Maler Felix Nussbaum, Foyer der Konzerthalle, Mußstraße - 15 Uhr Buchvorstellung "Freiheit für Raif Badawi, die Liebe meines Lebens" mit Autorin Ensaf Haidar, Tanja Kinkel und Dolmetscherin Savane Al-Hassani, An der Universität 2, Raum 00.25