Restaurant im Ostseebad Dierhagen bewirtet keine Kinder mehr - und erntet Hass: "Das Problem sind die Eltern"
Autor: Redaktion
Deutschland, Dienstag, 19. April 2022
Kinder, die im Restaurant herumschreien und mit Essen werfen: Weil sie immer wieder schlechte Erfahrungen mit jungen Gästen gemacht hat, zog eine Wirtin drastische Konsequenzen. Sie erteilte Kindern komplett Hausverbot.
Die Ostsee ist für Familien mit Kindern ein beliebtes Reiseziel. Doch nicht überall ist der Nachwuchs auch erwünscht. Ein Restaurant im Ostseebad Dierhagen hat seinen Gästen kürzlich eine klare Ansage gemacht: Kinder unter 12 Jahren werden hier künftig nicht mehr bewirtet.
Auf einem Aushang vor dem Lokal haben die Restaurantbetreiber Ricarda Biebl und Stefan Biebl-Piesker das neue Bewirtungsverbot kurz und knapp verkündet. Die beiden Gastronomen betreiben das "Schipperhus" in Dierhagen (Landkreis Vorpommern-Rügen), eine der ältesten Gastwirtschaften im Ort. Ihren Schritt begründen sie mit einem wenig konkreten Verweis auf "unschöne Ereignisse in der Vergangenheit".
Wirtin: "Kind schmiss Nudeln mit Tomatensoße gegen die Wand"
Was genau sie damit meint, erklärt die Chefin im Interview mit der Bild-Zeitung. Über einen typischen Abend im "Schipperhus" erzählt sie: „Wir waren ausgebucht. Stammgäste saßen an einem Tisch neben einem Ehepaar aus München. Er war Arzt, um die 50. Sein Kind war drei. Nachdem es mit Buntstiften unsere Wände voll gemalt hatte, lief es barfuß mit sandigen Beinen den Tisch rauf und runter und schmiss Nudeln mit Tomatensoße gegen die Wand.“
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Bitten, das Kind zu stoppen, seien bei den Eltern nicht gut angekommen. "Wir wurden wüst beschimpft - wie eigentlich immer, wenn wir etwas sagen", klagt Biebl.
Aus diesem Grund zogen die Gastwirte die Reißleine. Doch leicht fiel ihnen das nicht. "Ich hatte große Angst vor diesem Schritt", gesteht die Wirtin, die selbst Mutter von vier Kindern ist. "Obwohl Hotels für Erwachsene oder Spa-Bereiche ab 16 Jahren das Normalste der Welt sind."
Kinder-Verbot im Restaurant: Betreiber sehen Eltern in der Verantwortung
Biebl selbst sieht die Verantwortung für die Stör-Besuche ganz klar bei den Eltern. Sie verhielten sich oft zu passiv, würden kaum mehr auf den Nachwuchs reagieren. "Das große Problem sind nicht die Kinder – sondern die Eltern! Es gibt nur noch wenige, die sich wirklich um die Erziehung ihrer Kinder bemühen. Die meisten saßen hier und guckten ins Telefon, während ihre Kinder schreiend durchs Lokal rannten“, sagt sie.
Für ihre Entscheidung, im "Schipperhus" künftig nur noch Jugendliche und Erwachsene zu bewirten, musste das Betreiber-Ehepaar ordentlich einstecken. Neben schlechten Bewertungen für das Restaurant hagelte es in den sozialen Medien auch Beschimpfungen. Besonders auf Twitter nehmen die User kein Blatt vor dem Mund. "Wer sich so asozial Familien gegenüber verhält, braucht sich nicht zu wundern, wenn dann halt keine Kunden mehr kommen", schreibt etwa ein Nutzer.