Nord-Stream-Sabotage – Verdächtiger in Italien festgenommen
Autor: dpa
, Donnerstag, 21. August 2025
Die Ermittlungen zur Sprengung der Nord-Stream-Pipelines laufen seit Jahren. Das Ganze wurde eine Art Polit-Thriller. Nun ist die Bundesanwaltschaft einen entscheidenden Schritt weiter.
Fast drei Jahre nach der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee ist einer der mutmaßlichen Drahtzieher aus der Ukraine beim Urlaub in Italien festgenommen worden. Die Bundesanwaltschaft wirft dem 49 Jahre alten Serhij K. gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vor. Jetzt sitzt er im viel besuchten Badeort Rimini an der Adria-Küste im Gefängnis. Später soll er an Deutschland ausgeliefert werden.
Der 49-Jährige gehört nach Erkenntnissen der deutschen Ermittlungsbehörden zu einer Gruppe, die im September 2022 nahe der dänischen Ostseeinsel Bornholm Sprengsätze an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 platzierte. «Bei dem Beschuldigten handelte es sich mutmaßlich um einen der Koordinatoren der Operation», teilte die Bundesanwaltschaft mit.
Verdächtiger machte Urlaub
K. wurde in der Nacht zum Donnerstag in der Gemeinde San Clemente im Hinterland von Rimini gefasst. Dort verbrachte er nach Angaben der italienischen Polizei seit einigen Tagen mit seiner Frau und zwei Kindern im Alter von sechs und neun Jahren seinen Urlaub in einem Bungalow. Auf seine Spur stießen die Carabinieri durch den Abgleich von Meldedaten: In Italien muss jeder Urlauber bei der Anmeldung im Hotel oder in der Ferienwohnung seine Papiere abgeben. Bei der Festnahme waren auch Hubschrauber im Einsatz.
Nach Angaben der Polizei leistete der Mann keinerlei Widerstand. Zunächst entscheidet nun ein Berufungsgericht, ob der Haftbefehl gegen ihn vollstreckt wird – wohl eine reine Formsache. Später soll er nach Deutschland überstellt werden. Allerdings könnte sich das über mehrere Wochen hinziehen.
Die italienischen Behörden wollen auch prüfen, ob der Ukrainer möglicherweise an Anschlägen auf Schiffe der russischen «Schattenflotte» im Mittelmeer beteiligt war.
Lecks an Leitungen
Der Anschlag im Herbst 2022 hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Mehrere Sprengungen beschädigten die beiden Pipelines so sehr, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Die Explosionen wurden in der Nähe von Bornholm registriert. Wenig später entdeckte man vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen. Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch nicht in Betrieb.
Nach der Tat kam schnell die Frage auf, wie die Sprengladungen wohl angebracht wurden, um die Leitungen der Pipelines zu beschädigen. Experten hielten es für wahrscheinlich, dass ausgebildete Taucher Sprengsätze an den Orten angebracht haben könnten. Die Behörden mehrerer Länder nahmen Ermittlungen auf. Dänemark und Schweden stellten die Verfahren aber ein.