Neue Partei zwischen CDU und AfD? - Maaßen will ernst machen
Autor: Simone Rothe, dpa
, Sonntag, 21. Januar 2024
Er war Deutschlands oberster Verfassungsschützer, dann wollte er für die Thüringer CDU in den Bundestag. Nun will er eine eigene, sehr konservative Partei gründen: Hans-Georg Maaßen.
Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen scheint zufrieden: «Zusammen werden wir das Land wieder vom Kopf auf die Füße stellen. Danke!», schrieb er auf X, nachdem er am Samstag in Erfurt ins Auto stieg. Zuvor hatte ihm eine Mitgliederversammlung der sehr konservativen Werteunion freie Hand für sein Projekt Parteigründung rechts von der CDU gegeben - mit 95 Prozent, wie Maaßen schrieb. Öffentlichkeit war bei der Versammlung des nach eigenen Angaben bisher CDU/CSU-nahen Vereins nicht zugelassen. Journalisten und Kamerateams harrten auf der Straße aus - bis Maaßen kommentarlos wegfuhr.
Keine Brandmauer zu anderen Parteien
Die Neugründung soll im Gegensatz zur CDU keine Partei mit einer «Brandmauer» und damit «gesprächsbereit in alle politischen Richtungen» sein, teilte die Werteunion mit, nachdem ihre Mitglieder der Übertragung des Namensrechts «WerteUnion» auf die geplante Parteigründung zugestimmt hatten. Die AfD, die in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt als erwiesen rechtsextrem vom Verfassungsschutz eingestuft wird, ist damit offenbar nicht ausgeschlossen. Ein Antritt der neuen Partei bei den Landtagswahlen im Herbst wird angepeilt.
Maaßen sprach von einem Lossagen der Werteunion von CDU/CSU - sie ist keine Gliederung der Unionsparteien. «Seit ihrer Gründung 2017 ist sie vom Parteiestablishment bekämpft worden», erklärte er. Mit der CDU-Führung liegt der 61-Jährige schon länger im Dauerkonflikt - sie wirft ihm unter anderem eine «Sprache aus dem Milieu der Antisemiten und Verschwörungsideologen bis hin zu völkischen Ausdrucksweisen» vor - seit 2023 läuft ein Parteiausschlussverfahren gehen den Juristen und ehemaligen Spitzenbeamten.
Zweite Parteineugründung in diesem Jahr
Eine Maaßen-Partei wäre die zweite prominente Neugründung 2024. Anfang des Jahres hatte sich bereits das Bündnis Sahra Wagenknecht der ehemaligen Linke-Politikerin als Partei gegründet. Beide Formationen zielen auch darauf, der AfD Stimmen abzujagen. Maaßen will seine Partei zwischen CDU und AfD platzieren, dort sieht er eine Lücke. Auf dem Terrain tummeln sich allerdings auch noch die Freien Wähler.
Anfang Januar hatte Maaßen überraschend die Parteigründung angekündigt. Er sorgte damit bundesweit für Aufmerksamkeit - nun scheint die CDU fast erleichtert - auch mit Blick auf das Ausschlussverfahren: Wer Mitglied in der geplanten Partei der konservativen Werteunion wird, könne nicht in der CDU bleiben, bekräftigte ein CDU-Sprecher am Sonntag. Doppelmitgliedschaften schließe die Parteisatzung aus. «CDU-Mitglieder, die weiter der sogenannten Werteunion angehören, müssen die CDU verlassen oder haben mit einem Ausschlussverfahren zu rechnen», sagte der Sprecher. Ähnlich äußerte sich CSU-Generalsekretär Martin Huber.
Was Maaßen will
Maaßen, der bisher dem Thüringer CDU-Landesverband angehört und der 2021 in Südthüringen erfolglos für den Bundestag kandidiert hatte, liebäugelt mit den Wahlen in Ostdeutschland. «Die Partei könnte bereits bei den anstehenden ostdeutschen Landtagswahlen antreten und würde mit allen Parteien zusammenarbeiten, die diese Programmatik unterstützen und die zu einer Politikwende in Deutschland bereit sind», hatte er Anfang Januar erklärt.
Die Parteigründung werde so zeitnah erfolgen, dass eine Teilnahme an den Landtagswahlen möglich sein sollte, hieß es nun auf der Internetseite der Werteunion. Inhaltlich steht Maaßen unter anderem für eine deutlich restriktive Flüchtlingspolitik und die Abschaffung einer «Duldung» von Geflüchteten.