Naturkatastrophen, innere Unruhen, Inflation: Versicherungen werden teurer
Autor: Agentur dpa, Kyrill Wunderlich
München, Donnerstag, 19. Oktober 2023
Viele Krisen und die Inflation: Versicherungen werden künftig wohl erneut teurer. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vor allem für Kfz-Versicherungen deuten sich deutliche Preisanstiege an.
In der Versicherungsbranche sind wegen stark gestiegener Kosten die nächsten Preiserhöhungen in Sicht. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re will bei den anstehenden Preisverhandlungen mit den Erstversicherern die Inflation als "wesentlichen Faktor" berücksichtigen, wie das Unternehmen am Donnerstag (19. Oktober 2023) mitteilte. Ein zweiter Preistreiber sind demnach Naturkatastrophen.
Für die gesamte Versicherungsbranche unerfreulich ist die Inflation in der Kfz-Versicherung. Nach einer im Sommer veröffentlichten Schätzung des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft werden die Ausgaben der Unternehmen für Autoreparaturen und sonstige Schäden in diesem Jahr voraussichtlich etwa 2,5 Milliarden Euro höher sein als die Einnahmen. Neben der allgemeinen Inflation müssten Erst- und Rückversicherer auch "segmentspezifische Inflationsfaktoren" wie etwa höhere Preise für Ersatzteile berücksichtigen, deutete die Munich Re die zu erwartenden Preissteigerungen an.
Mehr Schäden wegen Naturgefahren - "Der Trend beschleunigt sich noch"
Erstversicherer wie die Allianz oder die Generali schließen ihrerseits Versicherungen ab, um für unerwartet hohe Schäden gewappnet zu sein. Dieses Geschäft übernehmen die Munich Re und andere Rückversicherer. Preiserhöhungen im Rückversicherungsgeschäft bekommen Verbraucherinnen und Verbraucher also nicht direkt zu spüren, doch sind die Erstversicherer naturgemäß bestrebt, höhere Kosten an die Kunden weiterzugeben.
In diesem Jahr hat es in Europa nach Zählung der Munich Re mindestens sieben Naturkatastrophen mit versicherten Schäden von jeweils mehr als einer Milliarde Euro gegeben. "Auf globaler Ebene sehen wir in der vergangenen Dekade einen klaren Trend zu steigenden Schäden aus wetterbedingten Ereignissen", sagte die für Europa zuständige Vorständin Clarisse Kopff. "Das gilt nicht nur für die Zahl, sondern auch für die Schwere der einzelnen Naturkatastrophen."
Es gebe aber nicht nur einen Anstieg bei großen Naturgefahren wie Hurrikans, sondern auch bei den sogenannten Sekundärgefahren, also Gewitter, Überschwemmungen und Waldbrände, sagte die Managerin. "Der Trend beschleunigt sich noch."
Streiks, Krawalle, Unruhen: Politische und wirtschaftliche Unzufriedenheit könnten teuer werden
Potenziell sehr teuer werden können demnach auch die Folgen politischer und wirtschaftlicher Unzufriedenheit werden. "Zusätzlich zu den geopolitischen Konflikten sehen wir ein höheres Maß an gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, also Streiks, Krawalle, und innere Unruhen", sagte Kopff.
In der Vergangenheit seien diese Ereignisse bei steigender Frequenz eher lokal begrenzt gewesen. "Jüngste Ereignisse haben jedoch gezeigt, dass sie auch ganze Regionen treffen können", sagte die Managerin mit Blick auf die Ausschreitungen des Sommers in Frankreich. "In dieser Entwicklung müssen wir vor allem darauf achten, dass daraus keine Kumulrisiken entstehen."