Nach Merz-Äußerung Debatte über schwarz-grüne Koalition
Autor: dpa
, Donnerstag, 08. Februar 2024
An der Politik der Grünen lässt die Union kaum ein gutes Haar. Doch in Überlegungen zu künftigen Koalitionsoptionen nennt der CDU-Chef auch die Partei von Robert Habeck. Für manche unvorstellbar.
Gut anderthalb Jahre vor der nächsten Bundestagswahl ist eine Debatte über Koalitionsoptionen entbrannt. Nach Äußerungen von CDU-Chef Friedrich Merz zur Möglichkeit eines schwarz-grünen Bündnisses wandten sich führende CSU-Politiker, aber auch der Unions-Nachwuchs, gegen eine solche Variante.
Die Grünen zeigten sich hingegen offen. Die FDP tendiert zu einem Bündnis ohne die Grünen. Aktuell regieren im Bund SPD, Grüne und FDP. In aktuellen Umfragen wäre Schwarz-Grün mit zusammen rund 45 Prozent in Reichweite, das Ampel-Bündnis ist dagegen weit von einer eigenen Mehrheit entfernt.
Darauf wies auch Merz am Wochenende in einer E-Mail an Anhänger hin und fragte mit Blick auf die Union als aktuell stärkste Kraft in Umfragen, mit wem sie koalieren könnte. SPD und Grüne nannte er als mögliche Partner für den Fall, dass es für eine Koalition mit der FDP nicht reichen sollte. «Keine besonders verlockende Aussicht, aber eine regierungsfähige Mehrheit muss es geben», schrieb er dazu in seinem Newsletter.
Merz verwies zugleich auf Hessen, wo sich Ministerpräsident Boris Rhein als Wahlsieger nach Sondierungen mit Grünen und SPD letztere Partner erwählt hatte. «Hätte die hessische CDU – so, wie von vielen Mitgliedern und Wählern verlangt – eine Koalition mit den Grünen von vorneherein ausgeschlossen, wäre dieses Ausloten um den besten Erfolg im Sinne der CDU nicht möglich gewesen, die SPD wäre viel selbstbewusster aufgetreten», meinte Merz. Auch eine Koalition dürfe nicht alternativlos werden.
CSU und Junge Union wettern gegen die Grünen
Von der CSU - im Bundestag mit der CDU in einer Fraktion unter Führung von Merz vereint - kam Widerspruch. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Mit uns geht nur ein Politikwechsel in Deutschland. Die Grünen haben mit ihren Ideologieprojekten maßgeblich die gesellschaftliche Polarisierung in Deutschland vorangetrieben. Diese links-grüne Bevormundungs- und Umerziehungspolitik muss beendet werden. Die Grünen werden dabei eher Gegner als Partner sein», sagte Dobrindt, der auch Erster Stellvertreter von Merz in der Fraktion ist. CSU-Generalsekretär Martin Huber stellte beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) fest: «CSU und Grüne, das passt einfach nicht zusammen.»
Hessens Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Manfred Pentz (CDU), sagte der «Bild»-Zeitung: «Zwischen CDU und Grünen liegen auf Bundesebene noch Welten.» In Hessen habe die CDU gut und vertrauensvoll mit den Grünen zusammengearbeitet und dies sei auch in anderen Ländern der Fall. «Doch diese Erfahrungen kann man nicht einfach auf die Bundesebene übertragen.» Wolfgang Steiger, Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrats, sagte der «Bild»-Zeitung: «Momentan ist nicht der richtige Zeitpunkt für Gedankenspiele zu Koalitionen.» Die Union solle sich jetzt vor allem auf ihre Stärken konzentrieren. Hier sei sicher noch Luft nach oben.
Die Junge Union (JU), der Parteinachwuchs von CDU und CSU, sieht das ähnlich. Der JU-Vorsitzende Johannes Winkel sagte dem Portal «ZDFHeute», 18 Monate vor der Bundestagswahl sei nicht der Zeitpunkt für Koalitionsspekulationen. «Was man aber jetzt schon sagen kann ist, dass Schwarz-Grün auf Bundesebene außerhalb der politischen Vorstellungskraft liegt.» Winkel argumentierte: «Der grüne Zeitgeist der 10er Jahre, der leider auch die Union erfasst hatte, ist Ursache für viele der grundlegenden Probleme in Deutschland.» Klar sei: «Schwarz-Grün ist kein Zukunftsmodell.»