Münchner Staatsoper langweilt mit schalen Männerwitzchen
Autor: Monika Beer
München, Sonntag, 23. Dezember 2018
Mehr als ein Misthaufen und schale Späße sind David Bösch nicht eingefallen, um im Nationaltheater Smetanas "Verkaufte Braut" auf die Bühne zu bringen.
Wenn die Programmhefte der Bayerischen Staatsoper den Zustand des Hauses spiegeln, ist die absolute Luxusklasse längst erreicht: Zur jüngsten Neuinszenierung liegt ein in Leinen gebundenes Buch vor, nur der tagesaktuelle Programmzettel gibt dann doch zu denken. Denn die Kurzbiografie von Willi, dem realen Schwein, das ein zur Handlung hinzuerfundenes Schwein verkörpert, ist fast so lang wie die der Solisten
.
Ein bisschen Spaß, so scheint es, muss sein. Schließlich ist "Die verkaufte Braut" dezidiert eine komische Oper und spielt auf dem Dorf. Und dort sind - ob in Böhmen oder sonstwo auf der Welt - Mist- und Heuhaufen an der Tagesordnung. Regisseur David Bösch und seine Ausstatter Patrick Bannwart (Bühne) und Falko Herold (Kostüme) durften sich entsprechend austoben, haben im Wortsinn die Sau rausgelassen, wie schon öfter unter intensiver Einbeziehung von fahrbaren Untersätzen.
Dressiertes Statistenschwein
Selbstverständlich kommt ein authentisch aussehender, aber fast lautloser Traktor auf die Bühne, samt einem Heuförderband, einem Fahrrad und einem Trabi.
Der Ausstattungsetat ist groß genug, dass im dampfenden Mist- und Heuhaufen auch Treppen und Rampen eingebaut sind, damit Fahrzeuge, Chor und Solisten nirgends einsinken und ohne größere Probleme die räumlichen Höhen und Tiefen überwinden können.
Warum das samt dressiertem Statistenschwein hochmögend ausgestattete Ganze dennoch fatal an einen Musikantenstadel erinnert und ein Gschmäckle hat, auch wenn es nicht riecht, liegt an der gegebenen Herrenwitz-Mentalität. Beim Brainstorming über das ländliche Ambiente sind dem Team nämlich ein paar Pferde durchgegangen. Sprich: Kein Dorfleben ohne Besäufnis und ständig besetztes Klo, was hier zwangsläufig einen Weit-Pinkler-Wettbewerb mit sich bringt. Mein Sitznachbar, ein etwas schrilles Alphatierchen, hat sich jedenfalls gekugelt vor Lachen.
Jenseits der Latrine gibt es Gott sei Dank auch ein paar schöne, stimmige Momente, ja durch den als Kezal überragenden Günther Groissböck und den auf andere Weise ebenso überzeugenden Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Wenzel wirklich witzige Momente.