Mogelpackung des Jahres steht jetzt fest: Hier sollten Kunden genau aufpassen
Autor: Alexander Milesevic
Deutschland, Mittwoch, 24. Januar 2024
Verbraucherschützer haben den jährlichen Negativpreis Mogelpackung des Jahres vergeben. Mit deutlichem Abstand setzte sich der "Sieger" der versteckten Preiserhöhung gegen die Konkurrenz durch.
Der "Gewinner" des Schmähpreises Mogelpackung des Jahres 2023 steht fest. Wie die Verbraucherzentrale Hamburg mitteilt, gewann das Produkt mit großem Abstand. Insgesamt seien 54,7 Prozent der 21.279 gewerteten Stimmen an den Snackartikel gegangen, heißt es weiter.
Angaben des Vereins zufolge, gebe es so viele Mogelpackungen wie noch nie. 2023 haben die Verbraucherschützer 104 Produkte neu aufgenommen, 2022 waren es 76. Insgesamt stehen mehr als 1000 Artikel auf der Liste. Armin Valet, Lebensmittelexperte der Verbraucherzentrale, berichtet von einem Domino-Effekt. So beginne ein Markenhersteller damit, ein Produkt zu schrumpfen, andere folgten dann dem Beispiel. Das Vorgehen ist bei Herstellern beliebt, weil Kunden die versteckte Preiserhöhung nicht so schnell bemerken. Das Prinzip, bei dem Produkte, die trotz geschrumpftem Inhalt zum gleichen Preis verkauft werden, wird als "Shrinkflation bezeichnet. Der Begriff kombiniert das englische Wort "to shrink" ("schrumpfen") mit "Inflation".
"Mogelpackung des Jahres 2023": Das ist der "Gewinner"
Handelsexperten wie Martin Fassnacht und Kai Hudetz bestätigen den Trend. "Die Kosten sind für Hersteller und Händler gestiegen. Jetzt stellt sich die Frage, wie die gestiegenen Kosten von Herstellern an Händler und von Händlern an Verbraucher weitergegeben werden", sagt Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU Düsseldorf.
Insgesamt standen fünf Produkte zur Wahl für die Mogelpackung des Jahres 2023. Mit 11.642 Stimmen wählten die Verbraucherinnen und Verbraucher die Tuc Bake Rolls Meersalz von Mondelez auf den ersten Platz. Zuvor wurden die Bake Rolls mit Meersalz durch einen konzerninternen Markenwechsel von 7days zu Tuc um mindestens 127 Prozent teurer. Während der Inhalt von 250 Gramm auf 150 Gramm in einem ähnlich großen Standbeutel schrumpfte, stieg der Verkaufspreis nach Angaben der Verbraucherzentrale von 1,39 Euro auf 1,89 Euro. Bei einigen Händlern würde der Preis sogar noch höher sein. Eine Änderung gäbe es nur bei Salzgehalt. Das Aussehen, die Rezeptur und die Nährwerte der Brotchips hätten sich nicht verändert.
Die Verbraucherzentrale fordert deshalb gesetzliche Vorgaben, um Verbraucher vor Täuschungen zu schützen. Hoffnung macht ihr ein Gesetzesentwurf des Bundesverbraucherschutzministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Dieser sieht vor, dass Verpackungen, deren Inhalt verringert wird, ohne dass die Größe der Verpackung im gleichen Verhältnis verringert wird, nicht mehr zulässig sein sollen. Das Gleiche soll für Verpackungen gelten, die größer werden, ohne dass sich der Inhalt mit vergrößert.
Zum Schutz der Verbraucher: Verein nimmt Politik in die Pflicht
Auch sollten dem Verein zufolge "Mogelpackungen" gekennzeichnet werden, wie es beispielsweise bei der französischen Supermarktkette Carrefour der Fall ist. Der Discounter warnt mit Aufklebern vor versteckten Preiserhöhungen. "Das Gewicht dieses Produktes hat sich verringert, und der Preis unseres Lieferanten ist gestiegen", heißt es. Und: "Wir setzen uns dafür ein, den Preis neu zu verhandeln." Carrefour griff damit einem Gesetzesentwurf vor, mit dem die französische Regierung die Industrie verpflichten will, klar erkennbar auf Produkten kenntlich zu machen, wenn sich bei gleicher Packung der Inhalt verringert. Wenn die Kommission keinen Einwand hat, könnte der Erlass in Frankreich Ende März kommen.
Laut einer YouGov-Umfrage achten gut 70 Prozent der Verbraucher auf die Füllmenge eines Produktes, "um Mogelpackungen zu erkennen und dem Kauf möglicherweise vorzubeugen". 77 Prozent sind demnach dafür, dass Supermärkte entsprechende Hinweise anbringen, um "Mogelpackungen" zu kennzeichnen.