Druckartikel: Mitschüler (15) in Offenburg erschossen: Schüler und Lehrer in größerer Gefahr als bisher bekannt

Mitschüler (15) in Offenburg erschossen: Schüler und Lehrer in größerer Gefahr als bisher bekannt


Autor: Agentur dpa, Redaktion

Württemberg, Dienstag, 14. November 2023

Nach den tödlichen Schüssen in einer Offenburger Schule sind noch einige Fragen offen, vieles wird aber auch klarer. Inzwischen gibt es neue Erkenntnisse zum Tathergang.
Ein Teenager soll auf einen Mitschüler geschossen haben.


Update vom 15.11.2023, 7 Uhr: Anschlag hätte beinahe viel mehr Opfer gefordert

Schüler und Lehrer der Offenburger Waldbachschule waren in größerer Gefahr als bisher bekannt: Der mutmaßliche Todesschütze wollte laut Ermittlern im eigenen Klassenzimmer einen mitgebrachten Molotowcocktail entzünden - was ihm aber nicht gelang. Die tödliche Attacke auf einen Mitschüler zeige, dass ein erhebliches Aggressionspotenzial vorliege, sagte Staatsanwältin Iris Janke am Dienstag: "Sowohl gegen andere als auch gegen sich selbst." Der 15-Jährige sei gezielt in den Klassenraum gegangen und habe in Anwesenheit der Mitschüler auf den Hinterkopf des Opfers geschossen.

Der 15 Jahre alte Schüler soll am Donnerstag (9. November 2023) einen Gleichaltrigen in der Klasse der sonderpädagogischen Schule erschossen haben. Der Deutsche sitzt seither wegen des Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft.

Ermittlungen auch gegen Eltern

Auch gegen die Eltern des Jugendlichen wird ermittelt, unter anderem wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Die Ermittlungen umfassten auch den Vorwurf von Straftaten nach dem Waffengesetz, sagte Staatsanwalt Martin Seifert. Beide Eltern seien nicht im Besitz einer Waffenbesitzerlaubnis, hieß es weiter.

Die halbautomatische Selbstladewaffe, eine Beretta, stamme aus dem häuslichen Umfeld. Woher sie genau kommt und wie lange sie im Besitz der Familie war, sei unklar. Ermittelt werde auch zur Frage, ob der 15-Jährige Mitwisser gehabt habe. Zum Motiv wurden keine expliziten Angaben gemacht - in Kreisen war von Eifersucht die Rede gewesen.

Bis zu dem Vorfall sei der Tatverdächtige unauffällig gewesen, sagte Janke, die die Offenburger Staatsanwaltschaft leitet. Der Jugendliche sei nie durch Aggressionsdelikte auffällig geworden. Bisher habe sich der 15-Jährige nicht zu den Vorwürfen geäußert. In der Schule wurden nach Angaben der Ermittler 50 nicht abgefeuerte Patronen gefunden.

Was am Tattag geschah

Eigentlich krankgemeldet sei der Teenager doch in die Schule gekommen. Neun Schüler und zwei Lehrerinnen seien im Klassenzimmer gewesen, sagte der Leiter der örtlichen Kriminalpolizeidirektion, Raoul Hackenjos. Nachdem der 15-Jährige den Raum nach den Schüssen wieder verlassen hatte, schlossen die Lehrerinnen die Tür ab. Eine habe sich dann um den verletzten Schüler gekümmert, die andere die übrigen Jugendlichen in einen Nebenraum gebracht. Das 15-jährige Opfer starb kurze Zeit später im Krankenhaus.

Der Tatverdächtige habe nach der Tat im Treppenhaus den Brandsatz in Richtung der Schulleiterin geworfen, die sich dort befand, berichtete Hackenjos. Der Brandsatz sei dann zu Bruch gegangen - die Untersuchung der Reste dauere noch an. Zu Berichten, der mutmaßliche Täter habe Namen von anderen Personen dabei gehabt, sagte er, es gebe Aufzeichnungen mit skizzenhaften Plänen und Namen.

Strenge Regeln bei jugendlichen Verdächtigen

Janke machte deutlich, dass es um ein Verfahren nach dem Jugendstrafrecht geht. Dieses unterliege strengen Regeln. So gebe es etwa Vorgaben für die Informationspolitik der Ermittler. Sollte sich der Jugendliche äußern, werde dazu nichts bekanntgegeben.

Außerdem müsse auch bei einem 15-Jährigen geprüft werden, ob er genügend Reife gehabt habe, um seine mutmaßliche Tat auch einsehen zu können. Das gelte besonders bei einem so schweren Vorwurf, sagte Janke. Das soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft nun ein Gutachter klären. Dieser soll auch untersuchen, ob sich der Tatverdächtige bei der Tat in einem "psychopathologischen Zustand" befunden habe. In Deutschland sind Jugendliche ab 14 Jahren strafmündig.

An dem Totschlagsvorwurf habe sich bisher nichts geändert, erläuterte Janke. Sollte sich der Verdacht erhärten, drohe im Jugendstrafrecht eine Freiheitsstrafe von maximal zehn Jahren.

"Es werden Narben bleiben"

Auch für die nächsten Tage ist nach Angaben der Behörden geplant, die Schülerinnen und Schüler vor der Schule von ihren Klassenlehrern abholen und sie in die Klassenzimmer begleiten zu lassen. Schulpsychologen sind vor Ort. Es werde zunehmend Unterricht geben, sagte Werner Nagel vom Regierungspräsidium Freiburg. Allerdings gelte nach wie vor, die Schulgemeinschaft trauere um einen Mitschüler. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) soll am Mittwoch den Innenausschuss des Landtags über die Ermittlungen informieren.

Der Leiter des Polizeipräsidiums Offenburg, Jürgen Rieger, sagte, es sei kein einfacher Moment für ihn und seine Kollegen. "Weil das Mitgefühl dieser Tat bei den Jugendlichen, bei der Familie und den Schülerinnen und Schülern der betroffenen Schule natürlich liegt." Es sei ein einschneidendes Erlebnis. "Es werden Narben bleiben."

Update vom 11.11.2023, 6.10 Uhr: Verdächtiger schoss Opfer in den Kopf - mutiger Vater hielt Todesschützen auf

Der mutmaßliche Todesschütze von Offenburg soll nach dpa-Informationen seinem Mitschüler unvermittelt in den Kopf geschossen haben. Als Motiv für die Tat komme Eifersucht in Frage, hieß es am Freitag. Über den vermuteten Kopfschuss hatten zuvor mehrere Medien berichtet.

Der 15 Jahre alte Tatverdächtige soll am Donnerstag in einer sonderpädagogischen Schule auf den gleichaltrigen Mitschüler geschossen haben. Das Opfer erlag kurz darauf seinen Verletzungen, wie Ermittler mitgeteilt hatten. Der junge Mann schoss demnach in einem Klassenzimmer aus einer Handfeuerwaffe - offenbar einer alten Beretta - auf seinen Mitschüler. 

Nach dpa-Informationen kam der Jugendliche wohl zu Hause an die Waffe. Es sei noch nicht bekannt, ob die Beretta 765 in rechtmäßigem Besitz war oder ob hier nicht ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorliege. Der Verdächtige soll eine große Menge an Munition dabei gehabt haben. Die Bild meldete, es handle sich um ein Erbstück des Opas.

Wie jetzt außerdem bekannt wurde, hat der Vater eines unbeteiligten Schulkindes den mutmaßlichen Todesschützen nach der Tat aufgehalten. Er habe den Jugendlichen lautstark angesprochen und ihn dazu bewegt, die Schusswaffe abzulegen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. "In der Folge hielt der Vater den mutmaßlich aufgebenden Täter bis zum Eintreffen der schnell vor Ort erschienenen Polizeikräfte fest." 

Update vom 10.11.2023, 21 Uhr: Verdächtiger 15-Jähriger soll die Waffe aus persönlichem Umfeld haben

Der tödliche Schusswaffenangriff eines 15-Jährigen auf einen Mitschüler in Offenburg hat sich unter dramatischen Umständen abgespielt. Das Opfer wurde von zwei Schüssen getroffen, wie die Polizei und Staatsanwaltschaft einen Tag nach der Bluttat berichteten. Der 15-Jährige soll den Mitschüler nach ergänzenden dpa-Informationen unvermittelt in den Kopf geschossen haben. Als Motiv für die Tat komme Eifersucht infrage.

Wie die Ermittler am Freitag mitteilten, dürfte die Handfeuerwaffe des mutmaßlichen Todesschützen aus dessen persönlichen Umfeld stammen. Das betreffe auch die Munition. Nach Informationen der dpa kam der Jugendliche wohl zu Hause an die Waffe.

Es sei noch nicht bekannt, ob die Waffe in rechtmäßigem Besitz war oder ob hier nicht ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorliege. Die Bild meldete, es handle sich um ein Erbstück des Opas.

Update vom 10.11.2023, 11.45 Uhr: Mutmaßlicher Todesschütze soll Brandsatz dabeigehabt haben

Der mutmaßliche Todesschütze von Offenburg hat nach Informationen aus Sicherheitskreisen auch einen Molotowcocktail dabei gehabt. "Im Zuge der Durchsuchung des Schulgebäudes konnte von den Einsatzkräften der Polizei im Treppenhaus eine Flasche mit mutmaßlich brennbarer Flüssigkeit aufgefunden und sichergestellt werden", teilten die Ermittler mit. "Inwieweit diese Flasche mit dem Tatgeschehen im Zusammenhang steht, ist Gegenstand der weiteren Ermittlungen."

Ein 15-Jähriger soll am Donnerstag in einer sonderpädagogischen Schule auf einen gleichaltrigen Mitschüler geschossen haben, der kurz darauf seinen Verletzungen erlag. Der tatverdächtige Deutsche kam wegen mutmaßlichen Totschlags in Untersuchungshaft.

Nach dem tödlichen Schuss gründeten Ermittler eine Sonderkommission mit dem Namen "Mühlbach". Es gehe bei den Ermittlungen unter anderem um die Frage, warum der 15-jährige Tatverdächtige auf seinen Mitschüler geschossen habe und woher die Schusswaffe stamme, teilte die Polizei mit. 

"Zunächst stehen viele sensibel zu führende Vernehmungen von Zeugen an, die es zusammen mit den bereits kursierenden Darstellungen zu bewerten gilt", berichteten die Ermittler. Am Tatort würden weiter Spuren gesichert.

Update vom 10.11.2023, 7.45 Uhr: Schule nach tödlichem Schusswaffenangriff dicht

Nach dem tödlichen Schuss in einer Schule in Offenburg laufen die Ermittlungen weiter auf Hochdruck. Am Freitag (10. November 2023) würden die Beamten unter anderem erneut in die Schule gehen und dort Spuren sichern, wie ein Polizeisprecher am Morgen sagte. Zu neuen Erkenntnissen könne man sich demnach vorerst nicht äußern.

Am Vortag soll ein 15-Jähriger in einer sonderpädagogischen Schule auf einen gleichaltrigen Mitschüler geschossen haben, wie es hieß. Dieser starb kurz darauf an seinen Verletzungen. Noch am Abend teilte die Polizei gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft mit, dass der tatverdächtige Deutsche wegen mutmaßlichen Totschlags in Untersuchungshaft kam.

Hätte es weitere Tote gegeben? Verdächtiger besaß noch mehr Munition

Der Jugendliche habe nach dpa-Informationen noch mehr Munition dabei gehabt. Weil ein zufällig anwesender Erwachsener den 15-Jährigen bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten hatte, wurden vermutlich weitere Taten verhindert. Der Erwachsene war den Informationen nach berechtigt gewesen, sich in der Schule aufzuhalten - aber kein Lehrer.

"Als Motiv kommt nach derzeitigen Sachstand ein persönliches Motiv in Betracht", hieß es in der Mitteilung. Weitere Details dazu gab es am Freitagmorgen nicht. Unklar war zunächst auch, woher der 15-Jährige die Handfeuerwaffe hatte.

Neben den mehr als 300 Einsatzkräften waren auch mehrere Notfallseelsorger nach der Tat vor Ort. Sie hatten die Kinder, deren Eltern sowie die Lehrkräfte betreut. Auch in den folgenden Tagen sollen die Betroffenen Hilfe erhalten. "Von Seiten der Stadt bieten wir jede Hilfe an, die uns möglich ist, um den betroffenen Eltern, ihren Kindern, Lehr- und Erziehungskräften sowie den Psychologen der Polizei und Notfallseelsorgern der Hilfsorganisationen in den kommenden Tagen zur Seite zu stehen", sagte Schuldezernent Hans-Peter Kopp.

Schule Freitag geschlossen

Die Waldbachschule ist nach eigenen Angaben ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Schülerinnen und Schüler werden in 15 Klassen unterrichtet. Nach Angaben der Stadt Offenburg soll die Schule am Freitag geschlossen bleiben.

Originalartikel vom 09.11.2023: Schüler soll in Offenburg Mitschüler erschossen haben

Alarm an einer Schule im badischen Offenburg: Ein 15-jähriger Schüler soll einen Mitschüler mit einer Schusswaffe verletzt haben. Der tatverdächtige Jugendliche wurde am Donnerstag (9. November 2023) bei einem Großeinsatz festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Er befindet sich nun wegen mutmaßlichen Totschlags in Untersuchungshaft.

Der Offenburger Schüler, der von einem Mitschüler mit einer Schusswaffe angegriffen wurde, wurde laut Polizei sehr schwer verletzt. Das Opfer wurde in ein Krankenhaus gebracht, wie die Polizei am Donnerstag berichtete. Nun ist der Mitschüler an seinen schweren Verletzungen gestorben.

Teenager löst Großeinsatz der Polizei aus - Persönliches Motiv möglich

Der Teenager, ein Deutscher, werde kriminaltechnisch untersucht, wie die Ermittler sagten. Die Beamten vermuten ein persönliches Motiv. Alle Schüler werden demnach von Psychologen betreut.

Zuvor wurde die Schule weiträumig abgesperrt. Die Polizei sei "mit starken Kräften vor Ort" gewesen. Nach Angaben der SZ waren 300 Einsatzkräfte vor Ort. Anwohner berichteten von einem Hubschrauber, der über dem Areal unterwegs war. Sirenen von Einsatzfahrzeugen heulten, auf einer wichtigen Verkehrsachse gab es demnach eine Straßensperre, wie die dpa berichtete.

Rund 180 Schüler mussten zunächst in den Klassenräumen bleiben, konnten diese dann aber später verlassen. Die jungen Menschen sollten von Fachpersonal betreut werden, das könne eine gewisse Zeit dauern, wie die Polizei mitteilte. Erst danach könnten sie zu ihren Eltern.

Weiterer Vorfall kurz vorher in Hamburg

Erst am Mittwoch hatten zwei Jungen in einer Schule in Hamburg eine Lehrerin mit einer Art Schusswaffe bedroht und einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Nach vier Stunden konnten die Einsatzkräfte Entwarnung geben. Fast zeitgleich gab es an einer anderen Schule ebenfalls Alarm wegen einer Bedrohungslage. Auch hier wurde eine pädagogische Kraft bedroht.