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Milliardär rast mit 417 km/h über deutsche Autobahn - Polizei ermittelt nach irrem Raser-Video


Autor: Sebastian Ruska, Redaktion

Lutherstadt Wittenberg, Montag, 24. Januar 2022

Mit 417 km/h ist ein Milliardär über eine deutsche Autobahn gerast. Sein Video von der "Testfahrt" sorgte im Netz für Aufsehen. Jetzt ermittelt die Polizei gegen den 58-Jährigen.
Ein Milliardär aus Tschechien ist mit unglaublicher Geschwindigkeit in einem Bugatti über eine deutsche Autobahn gerast. Ein Video davon sorgte für großes Aufsehen - auch die Polizei wurde nun aufmerksam.


Ein tschechischer Milliardär raste mit 417 Kilometer pro Stunde über eine deutsche Autobahn - und filmt sich dabei: In seiner tschechischen Heimat ist Radim Passer für sein Faible für teure und schnelle Autos bekannt. Auf dem YouTube-Kanal des Milliardärs tummeln sich zahlreiche Videos mit schnellen Autos. Das neuste - eine Ausfahrt mit einem Bugatti Chiron - sorgt jetzt für Aufsehen: Passer brettert mit 417 km/h über eine deutsche Autobahn.

Eine Testfahrt auf der A2 mit einem millionenteuren Bugatti Chiron sorgt für mächtig Wirbel im Netz. Fans von Passer bejubeln ihn für diese Aktion, die der Tscheche komplett mit einem Auto festgehalten hat. Die anderen nennen diese Fahrt "eine unnötige Gefährdung". Doch nicht nur im Internet zieht das Video seine Kreise, jetzt ermittelt auch die Polizei. Am Montag (24. Januar 2022) haben die Behörden Ermittlungen gegen den Mann wegen eines mutmaßlichen illegalen Straßenrennens eingeleitet, sagte eine Sprecherin laut dpa in Magdeburg. Die Staatsanwaltschaft werde den Fall prüfen.

Milliardär rast mit 417 km/h über deutsche Autobahn - jetzt ermittelt die Polizei

Passers Verhalten sei nicht zu verantworten, sagte die Polizeisprecherin. Das aufsehenerregende Video veröffentlichte der 58-Jährige vor zwei Wochen auf seinem YouTube-Kanal. Die Aufnahmen sollen bereits im Juli 2021 entstanden sein. Das Bundesverkehrsministerium äußerte sich ebenfalls kritisch. Jegliches Verhalten im Straßenverkehr, das zu einer Gefährdung von Verkehrsteilnehmern führe oder führen könne, werde abgelehnt, teilte eine Ressortsprecherin der dpa mit. Auf dem im Video gezeigten Streckenabschnitt zwischen Berlin und Hannover gilt den Angaben zufolge keine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist eine Fahrt mit mehr als 400 Kilometern pro Stunde höchst gefährlich. "Je höher die Geschwindigkeit ist, desto länger ist der Bremsweg. Und zwar nicht nur linear, sondern exponentiell, sprich bei doppelter Geschwindigkeit wird er mehr als doppelt so lang", sagte der emeritierte Professor der Deutschen Presse-Agentur.

"Wollen wir Multimillionären erlauben, auf öffentlichen Straßen ihre Späße zu treiben, die Menschenleben gefährden können?", kritisierte Dudenhöffer. Das Video sollte seiner Meinung nach der Anlass sein, darüber nachzudenken, was eigentlich auf deutschen Autobahnen erlaubt sein sollte und was nicht. Der Verkehrsminister könne etwa per Gesetz nur noch Autos zulassen, die eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit nicht erreichen. Da viele deutsche Autobahnen zum Teil keine Geschwindigkeitsbegrenzung haben, gilt Deutschland als Paradies für Freunde von schnellen Autos.

Irre Autofahrt mit 417 Stundenkilometern: Dieses Gesetz könnte Radim Passer zum Verhängnis werden

Die deutsche Straßenverkehrsordnung (StVO) untersagt Testfahrten wie die des tschechischen Millionärs übrigens nicht explizit. Neben Rechtsfahrgebot und die Pflicht, sich an Fahrspuren zu halten, gibt es nur eine Vorschrift, die Passer Probleme machen könnte: Paragraf 3 Absatz 1 der StVO besagt eindeutig, dass nur so schnell gefahren werden kann, dass innerhalb der übersehbaren Strecke gehalten werden kann. Laut Bugatti dauert die Vollbremsung bei über 400 Kilometer pro Stunde 491 Meter.

In Tschechien wird Passers Raser-Video ebenfalls diskutiert - allerdings aus ganz anderen Gründen. Viele fragen sich, wie die "Testfahrt" des 58-Jährigen mit seiner christlichen Überzeugung zu vereinbaren sind. Nach dem Tod seines ersten Sohnes im Jahr 1998 hatte der Immobilienmagnat eigenen Aussagen zufolge zu Gott gefunden. Vier Jahre später gründete er die christliche Organisation "Maranatha". Seine religösen Ansichten sind auch in der Beschreibung des umstrittenen YouTube-Videos zu erahnen. "Wir danken Gott für die Sicherheit und die guten Umstände, da wir die Geschwindigkeit von 417 km/h erreichen konnten!", schreibt Passer. Zu der riskanten Autofahrt will sich der Multimillionär laut einer Sprecherin nicht äußern.

mit dpa