«Üble Nachrede»: Merz wehrt sich gegen Weidels Lügen-Vorwurf
Autor: Michael Fischer und Jörg Ratzsch, dpa
, Mittwoch, 09. Juli 2025
«Lügenkanzler» und «Wortbruch»: Die AfD attackiert Merz in der ersten Generaldebatte seit der Wahl hart. Der beschwert sich über die «Herabwürdigung». Die SPD geht einen Schritt weiter.
In der ersten Generaldebatte des Bundestags seit der Wahl haben sich die schwarz-rote Regierung und die AfD eine heftige Auseinandersetzung mit Lügenvorwürfen und Forderungen nach einem Parteiverbot geliefert. Während Kanzler Friedrich Merz einen Stimmungsumschwung in Deutschland nach den ersten zwei Monaten seit dem Regierungswechsel beschwor und für Mut und Zuversicht warb, warf die AfD-Fraktionschefin Alice Weidel als Oppositionsführerin dem CDU-Chef Wortbruch vor und bezeichnete ihn als «Lügenkanzler».
SPD-Fraktionschef Matthias Miersch sah sich durch Weidels Rede in seiner Forderung nach einem AfD-Verbot bestärkt. «Wie kann man so eiseskalt, so hasserfüllt als Mensch eine solche Rede halten, wie Sie das eben getan haben?», fragte er.
Klöckner droht Weidel mit Rauswurf
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) ermahnte Weidel später wegen Zwischenrufen während der Rede von CDU/CSU-Fraktionschef Jens Spahn und drohte ihr mit Rauswurf aus dem Plenarsaal. «Wir zwei diskutieren hier nicht. Sonst können Sie den Saal hier verlassen.» Auch andere AfD-Abgeordnete wurden während der Debatte ermahnt.
Die Generalaussprache über den Kanzleretat gilt eigentlich als Höhepunkt der Haushaltsberatungen im Bundestag. Traditionell wird sie von der größten Oppositionsfraktion eröffnet. Deswegen durfte Weidel als erste Rednerin auftreten und nutzte das für einen Frontalangriff gegen den Kanzler. Sie nannte den CDU-Chef «Lügenkanzler» und «Papierkanzler» und warf ihm vor, sich von der SPD vorführen zu lassen. Seine Kanzlerschaft gehe «als größter Wahlbetrug in die deutsche Geschichte ein».
Weidel: «Ihr Wort ist nichts wert»
Den Vorwurf des «Wortbruchs» begründete sie unter anderem damit, dass das Versprechen einer Stromsteuersenkung für alle aus dem Koalitionsvertrag wegen knapper Kassen zunächst nicht umgesetzt wird. «Ihr Wort ist nichts wert, selbst wenn es schwarz auf weiß in ihrem dürftigen Koalitionsvertrag steht», sagte Weidel. Die schwarz-rote Migrationspolitik kritisierte die AfD-Fraktionschefin als «Schaufensterübungen» und meinte: «Die Islamisierung schreitet rasend und aggressiv voran.»
Merz: «Pauschale und undifferenzierte Herabwürdigung»
Merz wies in seiner Erwiderung die «pauschale und undifferenzierte Herabwürdigung der Arbeit der neuen Bundesregierung mit aller Entschiedenheit» zurück. «Halbwahrheiten, üble Nachrede und persönliche Herabsetzungen muss auch in einer Demokratie niemand unwidersprochen einfach hinnehmen», sagte der CDU-Chef.
Miersch: Weidel agiert verfassungsfeindlich
SPD-Fraktionschef Matthias Miersch reagierte deutlich härter auf die Rede Weidels und warf ihr offenen Rassismus vor. «Sie haben von 'der Transformation des Staatsvolkes' gesprochen. Das erinnert mich an alte Zeiten, wo es um Rassenlehre ging», sagte er in Anspielung auf die Nationalsozialisten von Adolf Hitler.