Keine rasche Lösung im Streit um Richterwahl
Autor: Basil Wegener und Michael Fischer, dpa
, Sonntag, 13. Juli 2025
Die Koalition geht im Streit in den Sommer – und mit der offenen Frage, wie neue Richter für das Verfassungsgericht bestellt werden sollen. Der Kanzler macht keine Hoffnungen auf eine schnelle Lösung.
Im Koalitionsstreit um Nachbesetzungen am Bundesverfassungsgericht hat Kanzler Friedrich Merz (CDU) keine schnelle Lösung in Aussicht gestellt. «Da gibt es jetzt keinen Zeitdruck, wir müssen das nicht heute und nicht morgen entscheiden», sagte Merz im ARD-«Sommerinterview». Zugleich stellte sich Merz hinter Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU).
Auf die Frage, ob Spahn noch der richtige Mann auf dem Posten sei, sagte Merz: «Eindeutig ja.» Die Vorgänge hatten den Druck auf Spahn erhöht, nachdem dieser bereits wegen massenhaft zu viel bestellter Corona-Schutzmasken in seiner Zeit als Gesundheitsminister in die Defensive geraten ist. Der frühere CDU-Ministerpräsident des Saarlands und Verfassungsrichter Peter Müller sagte der «Süddeutschen Zeitung», das gehe «in erster Linie mit dem Fraktionsvorsitzenden nach Hause».
Am Freitag war die letzte Sitzungswoche des Bundestags vor der Sommerpause im Streit geendet. Die Wahlen von SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf und zweier weiterer neuer Richter für Karlsruhe waren kurzfristig von der Tagesordnung abgesetzt worden, weil der Druck gegen die Potsdamer Staatsrechtlerin in der Union zu groß geworden war. Die Fraktionsführung konnte die mit dem Koalitionspartner verabredete Unterstützung nicht mehr garantieren.
Steinmeier sieht Koalition beschädigt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Parteien der demokratischen Mitte zur zügigen Beilegung ihres Streits auf. «Ich hoffe sehr, dass das gelingt, denn es geht hier um Autorität und Funktionsfähigkeit des Verfassungsgerichtes, die müssen wir erhalten», sagte Steinmeier im Sommerinterview der ZDF-Sendung «Berlin direkt».
«Die Koalition hat sich jedenfalls selbst beschädigt», sage der Bundespräsident. «Natürlich rührt das auch an der Autorität des Parlamentes», sagte Steinmeier. Das Gericht sei hingegen noch nicht beschädigt.
Merz will in Ruhe mit SPD sprechen
Zum Vorschlag aus der SPD, dass die umstrittene Brosius-Gersdorf sich den Fragen der Union stellen könnte, sagte Merz: «Ich werde das mit der SPD in Ruhe besprechen.» Der Kanzler versicherte: «Wir werden versuchen, für die nächste Runde gute Mehrheiten zu bekommen.» Das sei am Freitag nicht schön gewesen, aber das ist nun auch keine Krise der Demokratie, keine Krise der Regierung.»
Merz sagte auch: «Das Ganze ist undramatisch.» Der Kanzler bedauerte allerdings, dass nicht zwei unstrittige Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht gewählt worden seien.