Mehrwegflaschen landen im Müll – Debatte über Pfandhöhe
Autor: Lukas Müller, dpa
, Mittwoch, 10. Sept. 2025
Das Mehrwegsystem ist ein uraltes Beispiel für erfolgreiche Kreislaufwirtschaft. Doch das niedrige Glaspfand führt zu Verschmutzung. Wie wahrscheinlich ist eine Reform?
Leere Bier- und Limonadenflaschen gehören in Deutschland zunehmend zum Stadtbild. Der Stadtwerkeverband VKU und mehrere städtische Entsorger beobachten, dass leere Mehrwegflaschen, die zumeist 8 bis 15 Cent Pfand kosten, vermehrt als Müll im öffentlichen Raum zurückbleiben. Das teilte der Berliner Verband, der rund 1.600 kommunale Mitglieder verschiedener Branchen vertritt, der Deutschen Presse-Agentur mit.
Dass die Glas-Mehrwegflaschen häufiger stehen bleiben, melden auf Anfrage auch die kommunalen Entsorgungsunternehmen in Hamburg, Köln, Frankfurt und Düsseldorf. «Wir können bestätigen, dass insbesondere Mehrweg-Glasflaschen mit einem geringen Pfandwert von acht Cent zunehmend im öffentlichen Raum zurückgelassen werden», heißt es etwa von der Stadtreinigung Hamburg. Vor allem nach Straßenfesten und Picknick-Wochenenden zeige sich das.
In München gebe es vor allem bei Veranstaltungen einen Trend zu mehr liegengebliebenen Flaschen, heißt es vom Baureferat. Die Stadtreinigung Berlin und die Abfallwirtschaft Stuttgart vermelden dagegen keine Zunahmen.
Flaschen landen in Müllverbrennungsanlagen
In vielen Städten wie in Hamburg werden die zurückgelassenen Flaschen verbrannt, wie die Entsorger mitteilten. Die Flaschen seien oft beschädigt oder verschmutzt. Auch sei es zeitlich kaum möglich, die Flaschen einzusammeln und zurückzubringen, heißt. Dass Flaschen zurückbleiben, liegt laut dem VKU daran, dass das Mehrwegpfand seit Jahrzehnten nicht angepasst wurde.
Entsorger: Rückgabe erscheint nicht lohnenswert
Das Mehrwegpfand für normale Glas-Bierflaschen liegt bei acht Cent. Die Höhe hatte sich bei der Euro-Umrechnung aus den alten 15 Pfennig ergeben. Im Gegensatz zum Einwegpfand (25 Cent) beruht das Pfand für Mehrweg nicht auf einer gesetzlichen Vorgabe. Stattdessen hat sich die Getränkewirtschaft auf das System und die Pfandhöhe verständigt. Darüber wird diskutiert.
Der Sprecher des Arbeitskreises Mehrweg, Tobias Bielenstein, sieht dazu in Deutschland keinen Anlass: Die Pfandhöhe sei seit Jahrzehnten stabil, weil keine Änderungen nötig gewesen seien. Die Rückgabequote liege etwa bei 98 bis 99 Prozent. Die wenigen Flaschen, die vor allem in Städten stehen blieben, seien kein Problem für das Mehrwegsystem. Der Arbeitskreis ist ein Zusammenschluss von Umweltorganisationen und der Getränkewirtschaft.
Der VKU weist dagegen darauf hin, dass der Wert des Pfands im Laufe der Zeit aufgrund der Inflation gesunken ist. «Für viele Verbraucher erscheint die Rückgabe von Mehrweg-Glasflaschen daher subjektiv nicht mehr lohnenswert», teilte der Verband mit. Auch Pfandsammler mieden die Flaschen wegen des geringeren Werts und des höheren Gewichts. Diese Beobachtung bestätigen Entsorger.