Medizinstatistiker fordert großangelegte Studie: "Zahlen sind dramatisch falsch"
Autor: Redaktion
Düsseldorf, Freitag, 28. Januar 2022
In einem Interview äußert sich der Medizinstatistiker Gerd Antes zur Impfquote und fordert gleichzeitig eine großangelegte Studie, um einen eindeutigen Immunstatus der deutschen Bürger zu erfassen.
- Medizinstatistiker zur Impfquote: "Zahlen sind dramatisch falsch"
- Gerd Antes fordert großangelegte Studie
- Ständig steigender Zielwert würde Bevölkerung verrückt machen
Der ehemalige Direktor des Deutschen Cochrane-Zentrums am Universitätsklinikum Freiburg, Professor Dr. Gerd Antes, war bis 2011 Mitglied der Ständigen Impfkommission. Viele Jahre hat er sich für eine evidenzbasierte Medizin starkgemacht. In einem aktuellen Interview mit dem Nachrichtenportal RP-Online kritisiert Antes die Impfquote und fordert gleichzeitig eine großangelegte Studie, um den Impfstatus der Deutschen zu erfassen.
Medizinstatistiker fordert Kohorte
Schon seit März 2020 besteht Gerd Antes auf eine Kohorte. Hierbei handel es sich "um eine Gruppe von Patienten mit vergleichbaren Symptomen oder anderen Gemeinsamkeiten, die über eine bestimmte Zeitspanne beobachtet werden", so die Definition des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung. "Wir brauchen eine Kohorte von 40.000 bis 50.000 Deutschen, die sauber strukturiert die Gesellschaft abbildet, damit wir über Blutproben und Tests dieser Menschen genauer sehen können, wie der Immunstatus der Gesellschaft ist. Das ist bis heute versäumt worden und das fällt uns jetzt wieder auf die Füße", meint Antes gegenüber RP-Online.
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Obwohl die massive Corona-Welle mit der Omikron-Variante und die damit verbundenen hohen Infektionszahlen ein schnelles Handeln vonseiten der Politik fordert, betont Antes, dass es sich stets um eine Dunkelziffer der schon Infizierten handeln würde. "Wir wissen gar nicht, wie viele Menschen schon mit Corona infiziert waren! Diese Probleme könnte man so mindestens in den Griff kriegen. Die haben mit Geschwindigkeit ja nichts zu tun", so Antes.
Der Medizinstatistiker betont, dass besonders die ständigen Zielwerte die Bevölkerung berechtigterweise verrückt machen würden: "Erst heißt es, 76 Prozent der Deutschen müssten vollständig geimpft werden. Dann sagt die Leopoldina, unter 90 Prozent wird es nie reichen. Diese Zahlen sind dramatisch falsch. Der Puffer, der uns davor schützt, dass wir die Kontrolle verlieren, ist die Summe der vollständig Geimpften - wobei wir nicht mal diese Zahl wirklich kennen - und der natürlich Immunisierten." Mit einer Kohorte würden wir wissen, wo wir stehen und was wir noch schaffen müssten.