Schwarzer und Wagenknecht bleiben Antworten schuldig: Was das "Manifest für Frieden" verschweigt
Autor: Io Görz
Deutschland, Freitag, 17. Februar 2023
Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht haben ein "Manifest für Frieden" geschrieben und sammeln Unterschriften. Wofür genau, sagen sie nicht, außer dass sie einen Stopp der Waffenlieferungen wollen. Ansonsten bleiben sie vieles schuldig, vor allem eine zentrale Antwort.
Es gibt Menschen, bei denen hofft man auf Altersweisheit, aber sie will sich einfach nicht einstellen. So ein Fall ist Alice Schwarzer. Die 80-Jährige sorgt seit Jahren selbst bei Menschen, die früher große Stücke auf sie hielten, für mindestens irritiertes Kopfschütteln und für die gelegentliche Frage "Hat sie nicht wirklich, oder?"
Ihr jüngster Streich geht vielen zu weit und sorgt für heftige Kritik. Zurecht, denn was die vorgebliche Kämpferin für Frauenrechte über den Angriffskrieg gegen die Ukraine von sich gibt, entbehrt wirklich jedem Maß und jeder Vernunft.
Angst vor dem "maximalen Gegenschlag"
Zusammen mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hat Schwarzer ein "Manifest für Frieden" auf den Weg gebracht, das nach den 69 Erstunterzeichner*innen inzwischen knapp 500.000 Menschen unterstützen (Stand: 16.02.2023, 19 Uhr). Darin fordern die beiden Frauen, die Waffenlieferungen an die Ukraine einzustellen. In ihrem Manifest drücken sie ihre Befürchtung aus, dass weitere Lieferungen von schweren Waffen zu einer Eskalation des Kriegs führen könnten.
Ein Angriff der ukrainischen Streitkräfte auf die Krim könnte sogar zu einem "maximalen Gegenschlag" Putins führen. "Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg und Atomkrieg? Es wäre nicht der erste große Krieg, der so begonnen hat. Aber es wäre vielleicht der letzte", unken die Aktivistinnen in ihrem Manifest.
In einem Video verkündeten die beiden ihre Zusammenarbeit unter viel Gefeixe und Scherzen: "Manche von euch sind vermutlich überrascht, mich hier mit Sahra Wagenknecht Schulter an Schulter zu sehen. Aber es gibt einen sehr ernsten Grund dafür", so Schwarzer. Zusammen mit dem Manifest riefen sie zu einer Friedenskundgebung am Brandenburger Tor am 25. Februar auf, ein Tag nach dem Jahrestag des Kriegsbeginns.
Appeasement ist keine Lösung
In dem Manifest heißt es außerdem, die "von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität". Diese ist in der Vorstellung von Schwarzer und Wagenknecht wohl der Stopp der Waffenlieferungen und der Start von Verhandlungen. Als ob es noch keine Verhandlungen, gerade vor und kurz nach Beginn des Angriffs gegeben habe.
Video:
Vor allem aber bleiben sie eine zentrale Antwort in ihren Forderungen schuldig - worauf auch sonst keine*r der Apologet*innen der Kapitulation je eine Antwort parat hat: Worüber genau soll verhandelt werden? Völlig vage zünden sie eine Nebelkerze von "Kompromissen", die "beide Seiten" machen müssten. Damit wird jegliches Völkerrecht ad absurdum geführt, wenn ein Aggressor belohnt wird, indem ein angegriffenes, souveränes Land, nun Kompromisse machen soll.