Lkw-Fahrer in Corona-Zeiten: Schwere Bedingungen für "Helden der Krise"
Autor: dpa
Irschenberg, Sonntag, 12. April 2020
Lkw-Fahrer bekommen sonst nicht allzu viel Lob zu hören. Jetzt aber werden sie zu Helden der Corona-Krise: Sie sorgen dafür, dass die Supermarktregale weiter gut gefüllt sind. Aber gerade jetzt ist ihr Job auch besonders schwer.
Für die meisten heißt es derzeit daheimbleiben. Die Straßen sind leer gefegt. Die Lastwagen aber rollen weiter, zumindest jene, die wichtige Güter geladen haben, etwa Nudeln oder Klopapier. Zwar gibt es im Transportgewerbe wegen des eingeschränkten Warenverkehrs drastische Einbrüche. Mancher Brummifahrer hat aber gerade jetzt gut zu tun. Supermärkte haben teils ihre Lieferfrequenz erhöht. Mehr Bedarf herrscht laut Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) teils auch bei pharmazeutischen Produkten oder Baumaterial – und Online-Bestellungen boomen.
Dabei haben es Brummi-Fahrer in der Krise nicht leicht. Sie müssen durch besonders von der Pandemie betroffene Gebiete in Italien und Österreich – und warmes Essen nach der langen Schicht ist nicht wie sonst zu haben: Gaststätten haben dicht.
Für Lkw-Fahrer in Corona-Zeiten problematisch: Gaststätten an Rastplätzen sind zu
„Es ist schwer geworden“, sagt Fernfahrer Viktor Lásló Varga aus Ungarn, der am Rastplatz Irschenberg an der A8 von München Richtung Salzburg und Brenner Pause macht. Schließlich könne er mit dem riesigen Lkw nicht auf einen Parkplatz am Supermarkt fahren. Die Coronakrise setzt Spediteure unter Druck, jetzt will der Güterverkehr auf der Schiene einspringen.
Zu Beginn der Corona-Beschränkungen standen Fahrer oft vor verschlossenen Sanitäranlagen, manche Firmen ließen sie aus Angst vor Ansteckung nicht duschen oder zur Toilette. Teils seien sie behandelt worden „wie Aussätzige“, zitiert der BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt Klagen von Fahrern: „Wir bekommen eine mobile Toilette hingestellt und können nicht mal die Hände waschen.“
Das Raststätten-Unternehmen Tank & Rast hat rasch reagiert. An allen Rastanlagen mit Tankstellen stünden sanitäre Einrichtungen inklusive Duschen kostenfrei zur Verfügung, teilte ein Sprecher Ende März mit. Die Anlagen würden regelmäßig kontrolliert und wo nötig zusätzlich gereinigt. Das Angebot an warmen Mitnahmegerichten wie Currywurst und Leberkäse sei erweitert worden, zu einheitlich festgelegten Preisen.
In Bayern hat sich Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) laut Ministerium mit Tank & Rast für diese Lösung eingesetzt – und lobt die Arbeit der Fahrer. „Sie stellen trotz aller Widrigkeiten sicher, dass wir mit Lebensmitteln und den wichtigsten Gütern des täglichen Bedarfs versorgt werden. Das geht nur, wenn sie auch selbst gut versorgt werden.“
Maßnahmen zum Gesundheitsschutz
Der BGL verlangt für die Brummifahrer weitere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz. Sie müssten „möglichst umgehend“ mit Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln ausgestattet werden. An den Be- und Entladestellen müsse absolutes Kontaktverbot herrschen. „Da fordern wir, dass der Fahrer mit dem Be- und Entladen nichts zu tun haben sollte“, sagt BGL-Chef Engelhardt.
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Ein schwieriges Thema bleibt laut Engelhardt die Rollende Landstraße in Österreich zwischen Wörgl und Brenner, bei der Lkw oder Sattelzüge per Bahn befördert werden. Verladung und Fahrt dauern erheblich länger als der Weg über die Autobahn. Auch jenseits der Corona-Krise sorgt das verschärfte sektorale Fahrverbot Tirols für Kritik. Seit 1. Januar dürfen bestimmte Waren, darunter Baustoffe, Kraftstoffe, Getreide, Papier und Pappe nur noch mit sehr neuen Lastwagen durch Tirol transportiert werden, die ab dem 1. September 2018 zugelassen wurden. Viel mehr Lastwagen als bisher müssen damit auf die Rollende Landstraße.