Lebenslang für Mannheimer Messerangriff - Richter emotional
Autor: Stefanie Järkel, dpa
, Dienstag, 16. Sept. 2025
Sulaiman A. soll laut Urteil nach dem tödlichen Messerangriff auf den Polizisten Rouven Laur im Mai 2024 in Mannheim lebenslang ins Gefängnis. Der Afghane soll sich über Jahre radikalisiert haben.
Der Angriff dauerte nur wenige Minuten, doch Sulaiman A. zerstörte mit seiner Tat im Mai 2024 zahlreiche Leben: Er tötete den 29-jährigen Polizisten Rouven Laur, verletzte fünf Menschen teilweise schwer – und fügte damit auch deren Angehörigen unermessliches Leid zu. Nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz ist der Angeklagte zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt worden.
Das Oberlandesgericht Stuttgart stellte im Verfahren gegen den 26-jährigen Afghanen zudem die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren praktisch ausgeschlossen. A. wurde auch wegen versuchten Mordes in vier Fällen sowie gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Angeklagter nahm Urteil ruhig auf
A. in weißem Hemd und Jacke, mit längerem Bart und kurzem Kopfhaar nahm das Urteil ruhig auf. Während der dreistündigen Begründung des Urteils blickte er vor sich auf seinen kleinen Tisch oder den Richter an. Bei seinem letzten Wort am Tag vor dem Urteil hatte er sich bei den Opfern des Angriffs und deren Angehörigen entschuldigt.
Die Eltern von Rouven Laur sowie eine der beiden Schwestern, Eve Laur, verfolgten den Vortrag des Richters zunächst ebenfalls ohne äußerliche Reaktionen. Die Mutter Petra Laur und ihr Mann Ralf Lauf hielten sich an den Händen. Nach bald zwei Stunden Urteilsbegründung verließ der Vater den Raum. Gegen Ende kamen der Mutter die Tränen.
Laut dem Vorsitzenden Richter verletzte A. bei dem Angriff auf dem Mannheimer Marktplatz am 31. Mai 2024 sechs Menschen mit einem Messer: fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) sowie den Polizisten Rouven Laur. Der Beamte starb zwei Tage später an seinen Verletzungen. Der damals 25-jährige Angreifer wurde von einem anderen Polizisten niedergeschossen.
Sulaiman A. soll sich über Jahre radikalisiert haben
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der sunnitische Muslim sich über Jahre vor der Tat radikalisierte und sich mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) identifizierte. Er habe nicht nur den Islamkritiker Michael Stürzenberger von der BPE töten wollen, sondern so viele Islamkritiker und «vermeintlich Ungläubige» wie möglich. A. sei überzeugt gewesen, dass dies nicht nur legitim, sondern seine religiöse Pflicht sei. So habe er auch Polizisten als Repräsentanten des von ihm abgelehnten Staates mit seiner freiheitlich-demokratischen Grundordnung töten wollen.
A. habe mit seinem Angriff «innerhalb kürzester Zeit größtmöglichen Schaden anrichten wollen», sagte der Richter. Mit dem erwarteten Einschreiten der Polizei habe der Muslim getötet werden wollen - und als Märtyrer ins Paradies gelangen. Eine eingeschränkte Schuldfähigkeit des Angeklagten wurde in dem Verfahren laut dem Richter nicht festgestellt. An insgesamt 31 Sitzungstagen wurden demnach 61 Zeuginnen und Zeugen sowie 15 Sachverständige gehört.