Lauterbach will Ärzten helfen - Mediziner fordern Wendepunkt
Autor: Basil Wegener, dpa
, Dienstag, 09. Januar 2024
Patientinnen und Patienten sind vor allem in ländlichen Regionen oft um jede Hausarztpraxis froh. Viele Praxen ächzen unter der Belastung - nun sollen sich die Bedingungen für die Mediziner verbessern.
Patientinnen und Patienten sollen in Hausarztpraxen künftig seltener auf überfüllte Wartezimmer und Aufnahmestopps stoßen. So sollen Hausärztinnen und Hausärzte nach Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach mehr finanzielle Freiräume bekommen, um Engpässe in Praxen zu vermeiden.
«Wir sind am Vorabend einer sehr großen Reform», sagte der SPD-Politiker nach einem Gespräch mit Vertretern von niedergelassenen Medizinern und Krankenkassen in Berlin. «Wir wollen auch die Hausarztpraxen entökonomisieren.» Am entsprechenden Versorgungsgesetz arbeite sein Haus seit Monaten. Im Januar solle es öffentlich gemacht werden.
Wegfall von Honorar-Obergrenzen
«Wir werden bei den Hausärzten eine Entbudgetierung vornehmen», kündigte Lauterbach an. Die Ampel-Koalition hatte den Schritt bereits im Koalitionsvertrag angekündigt. Im vergangenen Jahr war der Honorar-Deckel bereits bei den Kinderärzten aufgehoben worden.
Bisher ist das Geld, das Ärztinnen und Ärzte für die Behandlung gesetzlich Versicherter erhalten, nach oben begrenzt. Diese Budgets sollen verhindern, dass die Kosten aus dem Ruder laufen. Der Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Markus Beier, hatte kritisiert, Hausarztpraxen würden nicht immer für alle Leistungen bezahlt. Ärzteverbände wie der Virchowbund hatten beklagt, dass es wegen der Budgets wirtschaftlich oft keinen Sinn mache, neue Patienten aufzunehmen.
Der Wegfall der Budget-Grenzen für Hausärzte dürfte Mehrausgaben im dreistelligen Millionenbereich für die Kassen bedeuten, machte Lauterbach deutlich. Dies werde aber langfristig zu einer Kostenstabilisierung und einer deutlich besseren Versorgung in einem effizienteren System führen.
Chronisch Kranke sollen seltener in Praxis müssen
«Wir verabschieden uns von der Quartalspauschale», kündigte Lauterbach weiter an. Heute gelten die Abrechnungen der Arztpraxen für Patientinnen und Patienten für ein Vierteljahr. Künftig soll es bei Hausärzten eine jährliche Versorgungspauschale für erwachsene Patienten mit chronischen Erkrankungen und kontinuierlichem Bedarf an Arzneimitteln geben. Sie soll beim ersten Arzt-Patienten-Kontakt fällig werden - unabhängig von weiteren Arztbesuchen. Patientinnen und Patienten sollen nicht mehr nur wegen eines Rezepts einbestellt werden, einfach damit eine neue Quartalspauschale fällig wird. Unterm Strich soll so mehr Zeit für medizinische Behandlungen bleiben.
Förderung von Hausbesuchen und Hitzeberatung
Neu eingeführt werden soll eine sogenannte Vorhaltepauschale für Praxen, die maßgeblich die hausärtzliche Versorgung aufrecht erhalten. Kriterien sollen sein, dass diese Praxen Hausbesuche durchführen und eine Mindestzahl an Versicherten in Behandlung haben.