Lang Lang begeistert Tausende in der Bamberger Brose-Arena
Autor: Rudolf Görtler
Bamberg, Freitag, 01. April 2016
Der Auftritt des chinesischen Pianisten Lang Lang mit den Bamberger Symphonikern in der Brose-Arena war nicht nur ein künstlerisches Ereignis.
Lang Lang in Bamberg war eine seltsame Konstellation. Während die Brose Baskets in Barcelona eine satte und bittere Niederlage kassierten, war in ihrer Heimat, der Brose-Arena, die Hölle los. Freilich von ganz anderer Art, als der Terminus "Frankenhölle" in Bezug auf Sportderbys suggeriert.
Lang Lang erhält tosenden Applaus in der Brose Arena
Ja, es ging schon etwas distinguierter zu beim Konzert, das der chinesische Piano-Star Lang Lang am Donnerstagabend zusammen mit den Bamberger Symphonikern unter Chefdirigent Jonathan Nott bestritt, als wenn Wanamaker & Co. unter tosendem Applaus Basketbälle versenken. Wobei: Tosenden Applaus gab es schon auch, vielleicht etwas exaltierter als im Joseph-Keilberth-Saal, denn einzelne Jubelschreie mischten sich unters Klatschen. Beileibe nicht nur, als der Star Lang Lang nach Tschaikowskys Klavierkonzert und mehreren Zugaben die Ovationen der 5500 Zuschauer in der ausverkauften Halle entgegennahm. Auch nach dem ersten Teil, Beethovens Fünfter, brandete Applaus auf.
Lang Lang-Konzert lockt Gäste aus ganz Deutschland in die Brose Arena in Bamberg
Ein bestens gelauntes Publikum also, das 35 bis deutlich über 100 Euro pro Platz für das Lang Lang-Konzert hingelegt hatte. Dennoch war es keine Versammlung von "Großkopferten", auch kein typisches Symphonikerpublikum, sondern ein breiter aufgestelltes, das der Name Lang Lang aus ganz Deutschland in die Halle gezogen hatte. Mit dem Eintrittspreis gönnten sich die Zuhörer nicht nur ein außergewöhnliches Konzerterlebnis, sondern sie trugen auch zur Erhaltung eines Bamberger Wahrzeichens bei. Denn die Sanierung der maroden St.-Michaels-Kirche wird einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen, einen Teil davon der sogenannte Himmelsgarten an der Decke, die von Rissen durchzogen ist.
Michael Stoschek organisiert Lang Lang-Konzert - Tochter Julia Stoschek schwanger im Publikum
Dies alles war dem Unternehmer Michael Stoschek, in Personalunion Kuratoriumsvorsitzender der Weltkulturerbestiftung Bamberg, naturgemäß ein Dorn im Auge. Er ließ seine Beziehungen spielen sowie die seiner Tochter Julia Stoschek - die ein Kind erwartet und beim Konzert an seiner Seite zu sehen war -, und so kam Starpianist Lang Lang nach Bamberg. Für ein sechsstelliges Honorar, über die genaue Höhe herrscht Stillschweigen, das die Volkswagen AG übernahm.
Michael Stoschek begrüßt Gäste bei Lang Lang-Konzert
Die denn auch in der Begrüßung Stoscheks vorkam nebst diversen anderen Firmen, allen voran dem Veranstaltungsservice Bamberg, und dem Orchester nebst Dirigenten, die auf Honorar verzichtet hatten. Ein "unfassbares" Ereignis nannte der Sprecher der Brose-Gesellschafterversammlung dieses Klassik-Konzert, bereits das vierte in einer von ihm initiierten Benefiz-Reihe, und kündigte weitere derartige Taten an.
Tolles Lang Lang-Konzert in Bamberg
Manch einer mag skeptisch gewesen sein ob des amerikanisierten Charity-Events, doch es war in der Tat ein tolles Konzert. Im Großen und Ganzen funktionierte der gewaltige organisatorische Apparat, wenn sich auch manche über lange Wartezeiten beim Park & Ride beklagten. Die wichtigste Frage war: Wie würde die diffizile Musik von Lang Lang in der Sporthalle klingen? Kursorisch könnte man sagen: zufriedenstellend. Klar kann man nicht die Akustik des Keilberth-Saals erwarten, klar hallte die elektronische Verstärkung etwas nach, klar störte das Brummen der Klimaanlage. Dennoch war der Lang Lang Klang ordentlich, wie das stichprobenartig befragte Publikum auch auf den hinteren Plätzen bestätigte. Und das Konzert war mindestens sehr gut. Jonathan Nott ließ seine Symphoniker krachen und die Tutti ausleben, dass die Halle bebte. Der Star Lang Lang verzichtete auf Show-Brimborium und gab noch mehrere Zugaben. Als sich das Publikum zerstreute, folgten der Lang Lang-Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Bamberg und schließlich ein Essen für Erwählte. Die hatten auf ihre Eintrittskarte erster Kategorie noch einmal 100 Euro draufgelegt, um im selben Raum wie der Star dinieren zu dürfen. Von den weniger Glücklichen, die im kalten Nieselregen zu den Parkplätzen gingen, war durchweg nur Positives zu hören. Der Star Lang Lang , die überaus populären Stücke, das Werbe-Video mit Luftaufnahmen des Michelsbergs hatten sie überzeugt. Von der Niederlage der Basketballer war nicht die Rede. Doch die interessierte ein anderes Publikum.