Länder gegen fixes Verbrenner-Aus und für Sozialstaatsreform
Autor: dpa
, Freitag, 24. Oktober 2025
Die Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern müssen nach Auffassung der Ministerpräsidenten auf neue Füße gestellt werden. Bis Dezember soll Klarheit herrschen.
Stärkere Wirtschaft, Zeitenwende in der zivilen Sicherheit, modernerer Staat und eine gerechtere Verteilung der Kosten zwischen Bund, Ländern und Kommunen - das waren die zentralen Anliegen bei der zweitägigen Konferenz der Ministerpräsidenten (MPK) in Mainz. Ein Überblick über Beschlüsse:
Länderchefs für Aufweichung des Verbrenner-Aus
Die Länder-Regierungschefs fordern eine Aufweichung des auf EU-Ebene geplanten Verbots neuer Verbrennermotoren nach 2035. «Ein starres Verbot der Verbrennertechnologie ab dem Jahr 2035 ohne Rücksicht auf seine tatsächliche Umsetzbarkeit würde nicht nur industrielle Kernkompetenzen und die Wettbewerbsfähigkeit des Automobilstandortes Deutschland gefährden, sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanz der Elektromobilität insgesamt», heißt es in einem Beschlusspapier.
Die derzeitigen Regeln sehen vor, dass ab 2035 in der Europäischen Union nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden dürfen - faktisch ein Aus für Verbrenner-Autos. Die Spitzen der christ- und sozialdemokratischen Koalitionspartner in Berlin haben sich noch nicht darüber verständigt, ob sich die deutsche Regierung auf EU-Ebene für Lockerungen einsetzen soll.
«Die Zukunft ist elektrisch und da gibt es auch kein Deuteln», sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und MPK-Vorsitzende Alexander Schweitzer (SPD). Um die Industrie in Deutschland und Europa zu schützen, brauche es aber bei der angestrebten Klimaneutralität einen Übergang über 2035 hinaus.
«Ich bin sehr erleichtert, dass wir nicht erst so gegen die Wand fahren mussten, dass gar nichts mehr geht, sondern dass jetzt die Stunde der Wahrheit und der Erkenntnis da ist», betonte Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU), Co-Vorsitzender der MPK. Es sei unmöglich, bis 2035 alles voll elektrisch zu haben.
«Das Aus vom Verbrenner-Aus ist eingeleitet», sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). «Das muss jetzt auch die Blaupause sein für eine Einigung in der Koalition in Berlin und für die Position der Bundesregierung in Europa.» Die Klimaziele in Europa seien bis 2035 nicht erreichbar und gefährdeten den Wohlstand.
Bund-Länder-Finanzen klarer regeln
Über das Thema und speziell die Frage, wo und wie der Bund Ländern und Kommunen Mehrkosten ausgleicht, die auf Bundesgesetze zurückgehen, dürfte weiter heftig diskutiert werden. «Wir brauchen eine klare Zusage des Bundes, dass das Prinzip "Wer bestellt, bezahlt" kommt», sagte Schweitzer. «Wir brauchen es mindestens für Projekte, die vor uns liegen, die noch nicht beschlossen sind.» Ob es auch bei Steuer- oder Leistungsgesetzen gebraucht werde, sei noch zu diskutieren. Bis Dezember sei Klarheit nötig, dass sich der Bund bewege.