Hiobsbotschaft bei Bosch - tausende Stellen zusätzlich in Gefahr
Autor: Agentur dpa
Deutschland, Freitag, 22. November 2024
Das Geschäft in der Autobranche schwächelt - auch beim Zulieferer Bosch. Nun verkündet das Management die nächste Hiobsbotschaft. Der Betriebsrat kündigt Widerstand an.
Angesicht der Krise in der Autoindustrie will der Zulieferer Bosch mehr Stellen streichen als bislang bekannt. In den kommenden Jahren gibt es einen weiteren "Anpassungsbedarf" von bis zu 5550 Stellen, wie eine Unternehmenssprecherin mitteilte. Mehr als zwei Drittel davon - insgesamt 3800 Jobs - sollen in Deutschland wegfallen.
Bereits Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Bosch mehrere hundert Stellen abbauen wollte - darunter auch zahlreiche an fränkischen Standorten. Im November 2024 stellte Bosch dann klar, dass das Unternehmen voll von der Krise der Automobilindustrie getroffen wurde und die wirtschaftliche Lage mehr als schwierig sei. Bosch ist ein großer Arbeitgeber in Franken. Laut Webseite gibt es Standorte in Bad Neustadt, Lohr, Schweinfurt, Haßfurt, Bamberg, Volkach, Würzburg, Burghaslach, Nürnberg, Ansbach und Gunzenhausen. Zumindest für Bamberg bestehen aktuell keine Pläne für den Abbau von Arbeitsplätzen und für Restrukturierungen, erklärt ein Sprecher auf Anfrage von inFranken.de.
Software-Bereich besonders betroffen
Bei den aktuellen Zahlen handelt es sich den Angaben nach um Planungen. Genaue Zahlen seien Teil der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern, die nun beginnen sollen. Der Abbau solle so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden. Es gelte weiter die im Mitte 2023 geschlossenen Vereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen in der Zuliefersparte in Deutschland bis Ende 2027 ausschließe, in Teilen sogar bis Ende 2029. In dem Bereich arbeiteten Ende 2023 gut 72.000 der rund 134.000 Bosch-Mitarbeiter hierzulande.
Von den aktuellen Plänen am stärksten betroffen ist der Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions, der zum Beispiel für Assistenzsysteme und automatisiertes Fahren zuständig ist. Bis Ende 2027 sollen dort weltweit 3.500 Stellen wegfallen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Dem Betriebsrat zufolge geht es um die Standorte Leonberg, Abstatt, Renningen und Schwieberdingen in Baden-Württemberg sowie Hildesheim in Niedersachsen.
Darüber hinaus sollen im Werk Hildesheim, das in dem Bosch Produkte für die Elektromobilität fertigt, insgesamt bis 2032 rund 750 Stellen wegfallen - ein Großteil davon (600) bereits bis Ende 2026. Außerdem gibt es Sparpläne für die Sparte, die Lenksysteme für Autos und Lastwagen herstellt. Am Standort in Schwäbisch Gmünd sollen von 2027 bis 2030 bis zu 1.300 Jobs abgebaut werden, mehr als ein Drittel der Beschäftigten dort.
Der Zulieferer begründet die Sparpläne mit der Krise in der Autoindustrie. "Die globale Fahrzeugproduktion wird in diesem Jahr bei rund 93 Millionen Einheiten stagnieren, wenn nicht sogar gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgehen", teilte Bosch mit. Im kommenden Jahr erwarte man allenfalls eine geringfügige Erholung. In der Branche gebe es erhebliche Überkapazitäten. Auch der Wettbewerbs- und Preisdruck habe sich verschärft.
Grund für Abbaupläne: Krise in der Autobranche
Die Hersteller rufen nach Angaben von Bosch zum Beispiel deutlich weniger Teile für E-Autos ab, was in Hildesheim zu Personalüberhängen führt. Außerdem entwickle sich der Markt für Zukunftstechnologie anders als von Bosch erwartet: Fahrerassistenzsystemen und Lösungen zum automatisierten Fahren würden nicht so nachgefragt, wie prognostiziert. Aktuell würden viele derartige Projekte seitens der Hersteller zurückgestellt oder aufgegeben, hieß es.