Druckartikel: Knefelkamp feiert die Farben im Verlagshaus in Bamberg

Knefelkamp feiert die Farben im Verlagshaus in Bamberg


Autor: Rudolf Görtler

Bamberg, Samstag, 27. Sept. 2014

Anne Knefelkamp setzt die Reihe von Kunst in der Zentrale der Mediengruppe Oberfranken am Berliner Ring mit 38 Arbeiten fort. Bei "Ankommen im Weitergehen" arbeitet sie auch mit "Fluid Painting".
Anne Knefelkamp vor dem Werk, das ihrer Ausstellung den Namen gab: "Ankommen im Weitergehen" Fotos: Ronald Rinklef


Wer nun auch nicht mehr der Jüngste ist und ein stark alternder Rockfan, der wird sich vielleicht noch an psychedelische Plattencover zu seligen Vinyl-Zeiten erinnern, eine Orgie bunter Farben oft, mit verzerrten Buchstaben, ineinander fließenden Formen, umrisshaft gezeichneten Figuren.

Inspirierten die Grafiker und Musikhörer der Endsechziger oft genug illegale Substanzen, schafft Anne Knefelkamp ihre entfernt an jene Zeit erinnernden Gemälde garantiert ohne Drogenbefeuerung. Und der Betrachter braucht zum Genießen der Werke von ausnahmslos schwelgerischer Farbigkeit auch nur einen klaren Kopf, Empfindsamkeit und Fantasie.

Ein Kind der 60er Jahre

Knefelkamp, Jahrgang 1954, stammt aus dem Münsterland und erlebte die "Umbrüche und Grenzüberschreitungen der 60er und 70er-Jahre", wie es ihr Laudator, Ehemann Ulrich Knefelkamp, während der Vernissage am Donnerstagabend

in den Räumen der Mediengruppe ausdrückte. Was bedeutete, sich aus mancherlei Ein- und Beschränkungen zu befreien. Beeinflusst wurde sie zweifellos von der modernen Kunst der Sechziger, Pop Art, Abstrakter Expressionismus. Aber auch die romantische Landschaftsmalerei eines Caspar David Friedrich spielte für sie eine Rolle.

Wie sie auch inspiriert wird durch ihren Beruf als Lehrerin (Realschule am Europakanal in Erlangen) für Biologie und naturgmäß Kunsterziehung. Quallenähnliche Gebilde mäandern durch ihre meist mittelformatigen Acrylbilder, Fantasie-Pflanzen, Schneckenhäuser, Menschlein. Ja, die entfernt an die comicstriphaften Figuren Keith Harings erinnernden Homunculi geistern durch eine Fantasielandschaft wie in einer, wieder muss man es sagen, psychedelischen Lightshow um 1970.

Dabei hegt Knefelkamp keinen Plan, wenn sie an die Staffelei tritt, die seit Februar dieses Jahres in einem Gemeinschafts-atelier in der Concordiastraße steht. "Das Bild korrespondiert mit mir", beschreibt sie ihre Arbeitsweise, "Kunst geschieht." Oft stellt sie ein Gemälde monatelang weg, bevor sie es sich wieder vornimmt, übermalt, neue Formen findet.

Fluid Painting

Überarbeitet werden auch Aktzeichnungen aus diversen Kursen ("Frau in Gedanken", "Nackte Verführung"), mit Kreisen manchmal, die menschliche Beziehungen symbolisieren, das Behaust- bzw. Unbehaustsein wie in "Behütet sein", wo drei Kinder in einer Höhle kauern. Pastose Elemente aus Montagekleber fügt sie in manche Gemälde ein, Gewebestrukturen oder Goldpigmente, die je nach Lichteinfall changieren.

Charakteristisch für die 2006 nach Bamberg gekommene Künstlerin ist jedoch die reine Abstraktion des Fluid Painting. Farben und Formen fließen ineinander, vermischen sich, bilden Cluster wie "In der Blüte des Lebens". "Blick in die Geisterstadt" oder "Zauberwald" lassen die Assoziationen des Betrachters explodieren. Diese abstrakten Gemälde gefallen vielleicht besser als die manchmal wie vom Mond gefallen wirkenden schlanken Menschen vor ihren stilisierten Behausungen.
Gedanken, Formen, Farben kommen, umschreibt Anne Knefelkamp ihre Intuition. Ein Farbrausch zweifellos ist ihre Ausstellung im Mediengarten - kein Garten der Lüste wie bei Hieronymus Bosch, eher ein Garten Eden. Ein Garten Eden des 21. Jahrhunderts, hoch abstrahiert, beschädigt, dekonstruiert. Doch die Sehnsucht nach dem Goldenen Zeitalter bleibt.

Zur Ausstellung Anne Knefelkamp, "Ankommen im Weitergehen", ist zu sehen in Foyer, Mediengarten und Tagungsraum der MGO, Gutenbergstr. 1

Öffnungszeiten bis 31. Oktober 9 bis 19 Uhr