"Klappe halten, impfen lassen": Forscher schießt gegen Aiwanger und andere Impfverweigerer
Autor: Robert Wagner
Halle (Saale), Freitag, 30. Juli 2021
Sie würden aus egoistischen Gründen auf eine Impfung verzichten, die Kosten dafür müsste aber die Allgemeinheit tragen. Leopoldina-Forscher Armin Falk kritisiert nicht nur Impfverweigerer, sondern auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger scharf - und fordert Konsequenzen.
Der Druck auf Impfverweigerer wächst weiter: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte am Mittwoch bei Markus Lanz gefordert, dass Impfverweigerer Konsequenzen tragen müssen. Auch Karl Lauterbach geht davon aus, dass der wachsende Druck auf Ungeimpfte spätestens im Herbst zu einer höheren Impfquote führen wird.
Noch deutlicher wurde jetzt Armin Falk, Professor für Verhaltensökonomie an der Leopoldina in Halle in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für den 53-Jährigen müsse die Allgemeinheit zahlen für "die Trägheit und Dummheit der Impfgegner". Aus Sicht des Verhaltensökonomen kommt hier ein aus der Spieltheorie bekanntes Verhaltensmuster zum Tragen: Das Phänomen der Trittbrettfahrer.
In Triage-Situation: Vorrang für Geimpfte?
Bei "Trittbrettfahrern" handelt es sich um Menschen, die von davon profitieren, dass Andere etwas tun (sich beispielsweise impfen lassen), ohne selbst etwas beizutragen. Anders ausgedrückt: Impfverweigerer verhalten sich asozial. Für Falk folgert daraus, dass eine Impfpflicht in Deutschland notwendig ist - natürlich nur für Menschen, bei denen keine gesundheitlichen Gründe gegen eine Impfung sprechen.
Zumindest Privilegien für Geimpfte sollten laut Falk selbstverständlich sein. Der Forscher geht sogar noch einen Schritt weiter: "Wenn Beatmungsgeräte knapp werden oder wir nochmal in eine Triage-Situation kämen, was ich nicht hoffe, und wir dann vor der Wahl stehen, ob ein Geimpfter oder ein Nicht-Geimpfter die Behandlung bekommt, dann würde ich sagen, dass der Impfstatus mit in die Abwägung einfließen sollte", zitiert der Tagesspiegel den 53-Jährigen.
Auch Richtung Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger teilte Falk aus. Der Politiker der Freien Wähler hatte zuletzt betont, sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen zu wollen. Als Grund nannte er Impfnebenwirkungen in seinem privaten Umfeld, bei denen einem "die Spucke wegbleibe". Konkrete Beispiele dazu wollte Aiwanger aber keine nennen. Für Aiwanger hat Falk nur einen kurzen Tipp parat: "Klappe halten, impfen lassen".
Für seine scharfen Worte erhielt Armin Falk nicht nur Beifall. So bemängelte beispielsweise die Deutsche Stiftung Patientenschutz eine Diskussion auf "Stammtischniveau". Der Vorstand der Stiftung, Eigen Brysch, sprach sich laut Welt zwar klar für die Impfung aus, "doch Skeptiker als Polemiker und Dumme zu bezeichnen, ist sprachlich übergriffig".