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Killer-Gitarrist aus Texas rockt in Bamberg


Autor: Rudolf Görtler

Bamberg, Donnerstag, 15. August 2013

Lance Lopez ist ein Gitarrenhalswürger der allerersten Güte. Auf dem Bamberger Maxplatz spielte er harten Texas-Bluesrock so wie Stevie Ray Vaughan oder ZZ Top. Eine Orgie für alle Freunde guter alter Rockmusik.
Stetson und Bluesrock: In Texas und Bamberg geht's zur Sache. Fotos: Matthias Hoch


Wer die holprigen Anfänge des weißen Bluesrock in den Sechzigern noch in den Ohren hat, sei es in Großbritannien à la Fleetwood Mac oder Chicken Shack, sei es in den USA mit Canned Heat, der konnte beim Konzert des in jeder Hinsicht schwergewichtigen Texaners Lance Lopez beim Blues- und Jazzfestival am Mittwochabend nur mit den Ohren schlackern und immer wieder sagen: irre, völlig irre.

Ein Powerrock-Trio stand da auf der Bühne, naturgemäß ganz auf den 36-jährigen Star ausgerichtet, der, in Louisiana geboren, jetzt in Dallas lebt und den Blues mit der Muttermilch eingesogen hat. Ein Vollprofi, der seit dem 14. Lebensjahr in Bars und Clubs musiziert und die harten Regeln des amerikanischen Showbiz verinnerlicht hat. Knappe Ansage zu Beginn: Texas-Bluesrock war zu erwarten. Und dann ging's los mit derben Riffs.

Denn diese Blues-Spielart ist eine der härteren Art; die Grenzen zum Hard Rock oder gar Heavy Metal sind fließend. Begründet hat die Variante Freddie King, fortgeführt haben sie Leute wie Johnny Winter, ZZ Top und Stevie Ray Vaughan. Über allen schwebt als inspirierender Geist: Jimi Hendrix. Auch Lance Lopez hat achtmal einen Jimi-Hendrix-Wettbewerb gewonnen, beschränkte aber die Hendrix-Reminiszenzen in Bamberg auf ein "Voodoo-Chile"-Zitat oder darauf, sein Instrument mit Zunge und Zähnen zu traktieren.

Solche heute leicht lächerliche Nostalgie hat der Gitarrist aus Texas gar nicht nötig. Beeindruckend ist seine Technik, immens die stilistische Vielfalt, sympathisch die Spielfreude - mitunter war es zuviel des Guten, wenn der Mann gar nicht mehr aufhören wollte beim Vorführen seiner solistischen Eskapaden, noch einmal über zwölf Takte improvisierte und noch einmal und noch einmal ... und bei einem nicht enden wollenden Slow Blues die Sechzehntel in Zweiunddreißigstel zu zerlegen schien.

Klar darf man sich musikalische Subtilität von einem solchen Act nicht erwarten: Regler nach rechts, ein Riff als Thema, Solo, Riff, dazwischen Gesang. Der ist dem Genre angemessen rau und wenig differenziert; Belcanto gibt es in Texas nicht. Das Trio ist gut eingespielt. Bassist Pablo Juarez glänzt auch einmal solo zusammen mit Drummer Vlada Migric, der den Viervierteltakt brav und geduldig klopft. Funk kommt mit einer James-Brown-Nummer ins harte Spiel, und auch eine Art jazzigen Kansas City Jump beherrscht der Allrounder. Am Schluss ließ er mit einem ZZ-Top-Boogie und Robert Johnsons "Crossroads" noch einmal alle Gitarren-Säue raus. Eben irre. Mehr Rock als Blues. Für den sorgten allerdings zwei Moderatoren mit schwer erträglichem Geplapper. Freier Eintritt kann mitunter teuer erkauft sein.