Gericht droht Regierung im Visa-Streit mit Zwangsgeld
Autor: dpa
, Donnerstag, 21. August 2025
Hunderte besonders gefährdete Afghanen warten in Pakistan auf ihre Ausreise nach Deutschland. Etliche wurden zuletzt abgeschoben. Die Bundesregierung muss handeln, so ein Gerichtsentscheid.
Im Streit um die Erteilung von Visa für Afghanen zur Einreise nach Deutschland drohen der Bundesrepublik Zwangsgelder, wenn sie binnen einer gesetzten Frist Gerichtsentscheidungen nicht umsetzt. Damit sind zwei afghanische Familien, die in Pakistan warten, erfolgreich gegen die Bundesregierung vorgegangen.
In einem Fall muss das Auswärtige Amt einer Familie aus Kabul bis zum 10. September Visa erteilen (Az.: VG 29 M 466/25 V), wie eine Gerichtssprecherin auf Anfrage mitteilte. Andernfalls droht ein Zwangsgeld von 2.500 Euro.
In dem anderen Fall geht es um 10.000 Euro, wenn nicht innerhalb von drei Wochen über einen entsprechenden Antrag einer Familie entschieden wird (Az.: VG 7 M 229/25 V). Dabei geht es laut Gericht zunächst nur darum, dass eine Entscheidung getroffen wird - nicht, ob diese zugunsten oder zuungunsten der Betroffenen ausfällt.
Gegen die Entscheidungen ist jeweils Beschwerde möglich bei der nächsten Instanz, dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG). Das Auswärtige Amt war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Viele Fälle bei Gericht nach Stopp von Aufnahme
Beim Verwaltungsgericht der Hauptstadt liegen etliche Verfahren von Afghaninnen und Afghanen vor, die um die Erteilung eines Visums kämpfen. Unterstützt werden sie teils von der Organisation «Kabul Luftbrücke».
Hintergrund ist der Streit um das Bundesaufnahmeprogramm für besonders gefährdete Afghaninnen und Afghanen. Die neue Bundesregierung von Union und SPD hat das Programm Anfang Mai vorerst gestoppt.
Anfang dieser Woche teilte die Bundesregierung mit, dass zuletzt 211 Menschen aus dem Aufnahmeprogramm von Pakistan in ihr Herkunftsland abgeschoben worden seien. Laut einem Sprecher des Auswärtigen Amtes hätten die pakistanischen Behörden zuvor rund 450 Menschen aus dem Programm festgenommen. Die deutsche Botschaft in Islamabad und das Auswärtige Amt hätten erreicht, dass 245 von ihnen aus den Abschiebelagern wieder freigekommen seien.