EU-Schutzzölle
Die EU-Kommission hat Maßnahmen zum Schutz der heimischen Stahlindustrie vorgeschlagen. Die Menge für zollfreie Importe soll nahezu halbiert werden. Der Zollsatz für Importe, die darüber hinausgehen, soll auf 50 Prozent verdoppelt werden. Merz stellte sich hinter die Vorschläge aus Brüssel. Es müsse einen wirksamen Außenhandelsschutz vor staatlich subventioniertem Stahl vor allem aus China geben, der die Märkte überschwemme.
Das sei etwas anderes als das, was man in früheren Zeiten für richtig gehalten habe, sagte Merz und nannte offene Märkte. «Die Zeiten sind leider vorbei.» Deswegen müsse man die heimischen Hersteller schützen.
EU-Schutzzölle könnten aber Auswirkungen auf die ohnehin schwierigen Verhandlungen mit den USA haben, die für Stahl und Aluminium Importzölle von 50 Prozent erheben - welche die Bundesregierung scharf kritisiert.
Klingbeil sagte: «Ich finde richtig, dass wir den regelbasierten Handel immer nach vorne stellen, aber wir dürfen am Ende nicht die Dummen sein.» Deswegen müsse der Schutz der heimischen Industrie hochgefahren werden. Er regte an, dies gemeinsam mit Frankreich voranzubringen.
Auf EU-Ebene geht es weiterhin um einen Ausgleich für teurere Produktion wegen der CO2-Bepreisung. Die Bundesregierung will sich außerdem im Zuge neuer Sanktionen wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine für ein baldiges Ende von Stahlimporten aus Russland einsetzen. Klingbeil sagte, das könne man niemandem erklären, dass immer noch Stahlprodukte aus Russland importiert werden.
Entlastung bei Energiepreisen
Die Bundesregierung hat bereits eine Entlastung bei den Strom-Netzentgelten beschlossen. Zudem soll zum 1. Januar 2026 für drei Jahre ein staatlich subventionierter, niedrigerer Industriestrompreis eingeführt werden. Merz sagte, die Aussichten seien gut, dass die EU-Kommission zustimmt.
Zudem soll die sogenannte Strompreiskompensation verlängert und ausgeweitet werden. Dabei werden Firmen indirekt von Kosten des CO2-Emissionshandels entlastet. Groebler sagte, notwendig sei eine Kombinationsmöglichkeit des Industriestrompreises mit der Strompreiskompensation.
Heimischen Stahl bevorzugen
Mit einem riesigen Sondervermögen soll in den kommenden Jahren die Infrastruktur auf Vordermann gebracht, also zum Beispiel Brücken und Bahnstrecken saniert werden. Es sollten heimische Produkte bevorzugt werden, sagte Klingbeil. Er sprach von «mehr europäischen Patriotismus».
Mehr Flexibilität bei Umbau
Beim Umbau der Stahlindustrie, die viel CO2-Emissionen ausstößt, wird eigentlich «grüner» Wasserstoff angestrebt, der auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wird. Dieser ist aber noch sehr teuer und nicht im ausreichenden Maß vorhanden. Die Bundesregierung drängt nun auf mehr Pragmatismus bei den europäischen Förderkriterien - dazu gehöre auch die Forderung nach mehr Flexibilität bei der Nutzung von Gas statt Wasserstoff.
Klingbeil sagte, auch die Unternehmen seien in der Pflicht, ihren Beitrag zum Erfolg der Branche zu leisten: «Wir haben aber auch eine klare Erwartung an die Unternehmen, ihre Standorte zu sichern und Arbeitsplätze zu erhalten. Wir brauchen Beschäftigungs- und Standortsicherungsvereinbarungen.»