Jeder Fünfte im Ruhestand muss mit 1.400 Euro auskommen
Autor: Alexander Sturm, dpa
, Donnerstag, 02. Oktober 2025
Unter den Rentnern in Deutschland gibt es eine große Kluft zwischen Arm und Reich. Zudem brauchen mehr Ältere Grundsicherung. Während die einen Rentenreformen fordern, warnen andere vor Altersarmut.
Jeder Fünfte im Ruhestand muss in Deutschland mit maximal 1.400 Euro netto pro Monat zurechtkommen. Das Einkommen von Menschen ab 65 Jahren im Ruhestand lag zuletzt bei durchschnittlich 1.990 Euro monatlich, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Doch die Schere zwischen Arm und Reich geht auch bei Rentnern und Pensionären weit auseinander. Zugleich sind immer mehr alte Menschen auf Grundsicherung angewiesen. Sozialverbände warnen in der Debatte um Rentenreformen vor wachsender Altersarmut.
Laut der Statistik haben weitere 20 Prozent der Ruheständler mehr als 1.400 Euro, aber höchstens rund 1.790 Euro im Monat zur Verfügung. Die einkommensstärksten 20 Prozent der Menschen im Ruhestand konnten monatlich über mehr als rund 2.870 Euro netto verfügen. Generell kommen die Einkommen der Ruheständler zu 92 Prozent aus Alterseinkünften, Vermögen und Erwerbstätigkeit spielen kaum eine Rolle.
Betrachtet hat das Statistische Bundesamt Rentnerinnen und Rentner sowie Pensionäre im Alter von mindestens 65 Jahren – zuletzt 16,3 Millionen Menschen. Für die Einkommensberechnung nutzten die Statistiker das Nettoäquivalenzeinkommen - ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen. Dadurch werden die Einkommen von Personen, die in unterschiedlichen Haushalten leben, vergleichbar, da es in größeren Haushalten Einspareffekte etwa bei Wohnraum gibt.
Einkommen der Rentner gestiegen
Die Zahlen zeigen auch, dass die Einkünfte der Ruheständler in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind, aber weniger als die der Gesamtbevölkerung. So betrug 2021 das mittlere Einkommen der Rentner und Pensionäre 1.820 Euro monatlich und wuchs bis 2024 um neun Prozent. Das Einkommen der Gesamtbevölkerung kletterte in dem Zeitraum jedoch um 11 Prozent und auf zuletzt im Mittel 2.300 Euro.
Positiv sei, dass der Einkommenszuwachs der Rentner auch in Zeiten hoher Inflation von 2021 bis 2024 weitgehend mit dem Plus der Erwerbstätigen mithielt, meint Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. «Da Mitte 2024 die gesetzlichen Renten noch einmal um rund 4,6 Prozent und Mitte 2025 um 3,8 Prozent gestiegen sind, dürfte diese Lücke sich noch ein bisschen weiter schließen.»
Regierung plant «Aktivrente»
Auch angesichts der hohen Kosten für die Rente fordert Kanzler Friedrich Merz (CDU) Reformen. Seiner Ansicht nach sind die Sozialsysteme nicht mehr finanzierbar. So will die Bundesregierung mit der «Aktivrente» die Rentenkasse entlasten. Rentner sollen bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei dazuverdienen können und damit motiviert werden, freiwillig länger zu arbeiten.
Der Deutschen Rentenversicherungen zufolge gingen Ende 2023 schon 1,46 Millionen Rentner einer Beschäftigung nach - Tendenz steigend. Der CDU-Wirtschaftsrat forderte unlängst zudem ein späteres Renteneintrittsalter, das an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden müsse.