"Noch haben wir eine Chance": Gefährlicher Schädling könnte sich in Deutschland einnisten
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Berlin, Mittwoch, 31. Juli 2024
Erst Italien und die Schweiz, nun könnte sich der Japankäfer auch in Deutschland einnisten. Für Obstanlagen und Weinberge wäre das eine Katastrophe. Der Schädling wird jetzt zur Chefsache erklärt, die Bundesregierung schaltet sich ein.
Noch ist der Schädling in Deutschland nicht gesichtet worden, dennoch bereitet er große Sorgen: Zum Schutz vor dem Japankäfer plant das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) schärfere Maßnahmen. "Die Früherkennung ist das A und O bei der Bekämpfung von Pflanzenschädlingen wie dem Japankäfer", erklärt Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL. Ziel ist es, einen Ausbruch durch präventive Maßnahmen zu verhindern. "Noch haben wir eine Chance", betont sie.
Der Fraßschädling ist Anfang Juli in der Schweizer Grenzstadt Basel aufgetaucht und stellt eine Bedrohung für besonders Baden-Württemberg und Süddeutschland dar. Er gefährdet vor allem die Land- und Forstwirtschaft, da er Blätter, Blüten oder Früchte von mehr als 300 Pflanzenarten befällt.
Bedrohung durch den Japankäfer - Baden-Württemberg zieht Konsequenzen
Für die Überwachung und Bekämpfung der Käfer vor Ort sind die Bundesländer zuständig. So dürfen in Baden-Württemberg aufgrund des höheren Risikos Grünmaterial und Erde aus dem Befallsgebiet und der Pufferzone nur noch unter strengen Auflagen weitertransportiert werden. Zudem werden in allen Bundesländern regelmäßige Erhebungen mit speziellen Lockstoff-Fallen durchgeführt.
Grüngut darf zum Beispiel nur dann aus der Pufferzone entfernt werden, wenn garantiert ist, dass dabei keine Käfer verschleppt werden, erklärte das in Baden-Württemberg zuständige Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe.
Hat sich das Insekt erst eingenistet, wird die Beseitigung schwierig. Erfahrungen aus Ländern wie Italien zeigen, dass sich der Japankäfer innerhalb der ersten Jahre auf natürliche Weise bis zu zehn Kilometer pro Jahr ausbreiten kann. "Das gilt es zu verhindern", betont Bernhard Schäfer vom Julius Kühn-Institut (JKI).
Bundesministerium mit Appell an Bürger
Der Japankäfer könnte auch als "blinder Passagier" auf Fahrzeugen oder mit Pflanzen und Pflanzenteilen wie einem Blumenstrauß nach Deutschland eingeschleppt werden, sagt der Leiter des JKI-Fachinstituts für Fragen der Pflanzengesundheit in Braunschweig.
Das Bundesministerium daher richtet einen Appell an die Bürger. Sie sollen verdächtigen Befall sofort an den Pflanzenschutzdienst des jeweiligen Bundeslandes melden. Außerdem wird dazu geraten, verdächtige Käfer zu fangen und diese in einem verschlossenen Behälter den Behörden zu übergeben. Zudem sollten Rückkehrer aus stark betroffenen Gebieten wie Norditalien und der Südschweiz ihre Fahrzeuge und Gepäckstücke genau untersuchen. Pflanzen, Schnittblumen, Gemüse oder Früchte aus solchen Regionen sollten möglichst nicht ins Land gebracht werden.