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Ironman 2023: So erlebte Sportler Jan Frodeno den tödlichen Crash in Hamburg


Autor: Agentur dpa

Hamburg, Montag, 05. Juni 2023

Der Tod eines Fahrers eines Begleitmotorrads legt sich wie ein Schatten auf die Ironman-EM: Nach dem Zusammenstoß in Hamburg geht es nun an die Ursachenforschung. Und es gibt erste Stimmen aus den Reihen der Sportler und Verantwortlichen.


Update vom 05.06.2023, 9.45 Uhr: Sportler berichtet von tödlichem Unfall bei Ironman-EM

Der tödliche Unfall bei der Ironman-Europameisterschaft in Hamburg schockte auch Jan Frodeno. Der dreimalige Weltmeister war am Sonntag Augenzeuge, als bei einem Frontalzusammenstoß eines Begleitmotorrads mit einem Amateur-Triathleten auf der Radstrecke der Motorrad-Pilot starb. "Da ist alles andere zweit-, dritt- oder fünftrangig. Mein ganz herzliches Beileid an die Verbliebenen", sagte der deutsche Triathlon-Superstar.

Frodeno hatte vom Ausmaß des Unfalls erst erfahren, nachdem er als Vierter mit mehr als fünf Minuten Abstand auf den alten und neuen Europameister Denis Chevrot aus Frankreich das Ziel auf dem Rathausmarkt erreicht hatte. "Es war so chaotisch. Ich habe gerade erst gehört, dass der Motorradfahrer verstorben ist. Ich war direkt neben dran und habe das Fahrrad gefühlt in tausend Teile zerspringen sehen", berichtete Frodeno. "Ich habe mich umgedreht und den Motorradfahrer am Boden gesehen und dachte mir, das kann nicht gut sein."

Der Unfall geschah 2:25 Stunden nach dem Start auf einer geraden Strecke parallel zu einem Deich im Hamburger Stadtteil Ochsenwerder. Der Livestream bei ironman.com zeigte, dass der Motorradfahrer mit einem Fotografen auf seiner Maschine andere Motorräder überholte und dann mit dem Sportler kollidierte.

Nach tödlichem Unfall: Organisator äußert sich

Von den Organisatoren kam erst Stunden nach der Tragödie ein Statement. "Mit großem Bedauern müssen wir den Tod des Motorradfahrers aufgrund eines schwerwiegenden medizinischen Ereignisses bestätigen", hieß es von der in Tampa (Florida) ansässigen Organisation World Triathlon Corporation. "Unsere Gedanken und Sorge sind bei der Familie, die wir in dieser schwierigen Zeit so gut wie möglich unterstützen werden."

Der WTC gehört die Marke Ironman. Sie vermarktet sie weltweit. Der Chef von Ironman Germany, Oliver Schiek, sagte nichts und verwies auf die WTC-Mitteilung. Ironman arbeite weiter mit den örtlichen Behörden an der Lösung der Situation, war in der Stellungnahme weiterzulesen. "Die Gesundheit und das Wohlbefinden aller an der Veranstaltung Beteiligten stehen an erster Stelle, und wir werden weiterhin gemeinsam mit allen Beteiligten eine möglichst sichere Veranstaltung organisieren."

Die Polizei teilte mit, dass der 70 Jahre alte Motorradfahrer noch am Unfallort starb, der Sportler (26) schwer verletzt wurde. Der Kameramann (50) auf dem Motorrad habe einen Schock erlitten und sei wie der Triathlet in ein Krankenhaus gebracht worden.  "Hintergründe des Zusammenstoßes - ob das medizinisch vorbedingt war beim Kradfahrer - sind rein spekulativ", hatte der Einsatzleiter schon zuvor der ARD-Sportschau gesagt. "Ob es ein Ausweichverhalten gab, ist eigentlich fast nicht zu erklären, weil es eine gerade Strecke ist. Eigentlich ein unspektakulärer Streckenverlauf für diesen Bereich."

Weltmeister Jan Frodeno äußert Kritik an Ironman-Veranstaltung

Frodeno wollte nicht direkt Kritik üben. "Es ist vielleicht die falsche Zeit, um Kritik zu äußern", sagte er - um dann doch deutlicher zu werden. "Rein sportlich gesehen war es nicht fair, weil die Motorräder einfach viel zu nahe dran waren", sagte Frodeno. "Das war eine völlige Farce. Und dann auch noch mit dem Gegenverkehr." Es sei einfach so unfassbar eng gewesen, "da dürfen keine Motorräder sein", meinte er weiter. "Ich weiß, dass es immer medial begleitet werden muss, aber die Athletensicherheit muss irgendwie vorgehen."

Nachdem die Unfallstelle abgesperrt worden war, gab es die absurde Szene, dass die Triathleten ihre Fahrräder über den Deich vorbeitragen mussten. Das Rennen wurde trotz des Vorfalls nicht abgebrochen. In den sozialen Medien gab es an der Entscheidung Kritik. Die geplante Party nach dem Rennen wurde abgesagt. Die ARD brach unmittelbar nach dem Interview mit dem Polizei-Einsatzleiter ihre Live-Übertragung ab.

Der Präsident der Deutschen Triathlon Union hat die Veranstalter der Ironman-Europameisterschaft unterdessen in Schutz genommen. "Das kann bei jedem Wettkampf passieren. Das kann auch bei uns passieren. Es gibt andere Wettkämpfe, wo es auch Todesfälle gegeben hat, beim Triathlon", sagte Martin Engelhardt im Deutschlandfunk.

Triathlon-Präsident nimmt Ausrichter in Schutz

Dass das Rennen am Sonntag nicht abgebrochen wurde, habe mit der "Gesamtverantwortung" der Veranstalter, "auch was die Sicherheitslage des Gesamtwettkampfes anbelangt", zu tun gehabt. "Sie waren natürlich auch über den Unfall und natürlich den Tod geschockt, haben aber in alle Richtungen überlegt, was jetzt die richtige Handlungsweise ist. Auf der Strecke waren über 2000 Leute. Wenn sie jetzt das ganze Rennen gestoppt hätten, wäre das relativ unkalkulierbar geworden, laut Aussagen von den hauptverantwortlichen Organisatoren", sagte Engelhardt: "Deswegen hat man sich bei aller Entsetztheit, auch bei den betroffenen Leuten, dafür entschieden, eben das Rennen fortzuführen – bei allem Respekt vor dem tragischen Unfall, der da passiert ist."

Engelhardt sagte, dass die Entscheidung gegen einen Rennabbruch das Team in Hamburg getroffen habe und nicht, wie am Renntag kommuniziert, die in Tampa (Florida) ansässige Organisation World Triathlon Corporation. Er nannte die Organisatoren erfahren, sie hätten sich die Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht. 

Originalmeldung vom 04.06.2023, 11 Uhr: Schlimme Szenen bei Ironman-EM - Motorradfahrer stirbt

Bei der Ironman-Europameisterschaft in Hamburg ist der Fahrer eines Begleitmotorrads bei einem schweren Unfall getötet worden. Nach etwa 2:25 Stunden war der Motorradpilot am Sonntag (4. Juni 2023) mit einem Teilnehmer auf der Radstrecke frontal zusammengestoßen. Der Einsatzleiter der Polizei bestätigte der ARD-"Sportschau", dass der Motorradfahrer noch an der Unfallstelle gestorben sei.

Der Teilnehmer sei schwer verletzt worden, aber nach derzeitigem Stand nicht in Lebensgefahr. Der Kameramann auf dem Motorrad sei leichter verletzt und wurde wie der Teilnehmer ins Krankenhaus gebracht. Zuerst hatte die "Bild" über die Folgen des Unfalls berichtet. Ob das Rennen abgebrochen wird, war vorerst nicht klar. Die ARD hat ihre Übertragung abgebrochen.

Der Unfall geschah an einer geraden Strecke an einem Deich. Aus noch unbekannten Gründen kam es zu der Kollision. Zunächst konnten nur neun der Teilnehmer weiterfahren. Alle, die sich hinter dem Unfallfahrzeug befanden, mussten warten. Kurz darauf wurde das Rennen fortgesetzt. Wenig später gab es absurde Szenen, als Teilnehmer ihre Fahrräder über den Deich an der Unfallstelle vorbeitrugen.