Coronavirus und Intensivstationen: Wie alt sind die Patienten im Durchschnitt?
Autor: Io Görz
Berlin, Montag, 19. April 2021
Die Datenlage bei der Belegung der Intensivstationen mit Corona-Patienten bleibt weiter ein Feld mit vielen Fragen - auch ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie. Erste Zahlen aus der dritten Welle geben jedoch Hinweise.
- Zahl der Intensivpatienten mit Covid-19 in Deutschland steigt weiter an
- RKI spricht von mehr jüngeren Patienten
- Datenlage bleibt weiter unklar und beruht auf Stichproben
- Dashboard der Uniklinik Bonn gibt Hinweise
Update vom 19.04.2021: Zahlen der Uniklinik Bonn geben Hinweis auf Änderung der Altersstruktur auf Intensivstationen
Die Zahl der Menschen, die mit einer Coronavirus-Infektion auf einer Intensivstation liegen, steigt in Deutschland in der dritten Welle weiter an. Experten befürchten, dass die Zahl der Patienten die 6000 überschreiten wird, derzeit sind es knapp unter 5000. Währenddessen gibt es immer wieder Diskussionen und Spekulationen darüber, wie alt die Menschen auf Intensivstationen sind. Manche behaupten, nur alte Menschen mit Vorerkrankungen lägen auf den Intensivstationen, für jüngere Menschen wäre das Coronavirus und eine Covid-19-Erkrankung nicht gefährlich.
Corona-Selbsttest online kaufen: Angebot bei Aponeo anschauenTatsächlich werden es Berichten aus Kliniken zufolge immer weniger Patienten über 80. Zuletzt äußerte sich Lars Schaade, Vize-Präsident des Robert-Koch-Instituts auf einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn dahingehend: "Wir sehen jetzt schon auf den Intensivstationen, dass sich die Patienten dort ändern, sie werden jünger."
Aber ist das wirklich so? Viele Daten legen das nahe, aber es gibt immer noch - auch ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie - keine flächendeckenden Zahlen. Dem deutschen Intensivregister werden nur Zahlen übermittelt, die etwas über die Belegung der Betten aussagen, jedoch wird kein Alter mitgegeben. (siehe unten). Mehrere Unikliniken, darunter die Uniklinik Bonn, die Charité in Berlin sowie weitere Kliniken, erfassen inzwischen jedoch Zahlen zum Alter der Menschen in Intensivbehandlung.
An diesen Zahlen, die zwar keine flächendeckende Gesamtaussage bieten, aber doch eine breitere Datenbasis darstellen, zeigt sich: Bei den ambulanten Patienten mit einer Coronainfektion dominiert die Altersgruppe von 20 bis 39 - etwa 50 % der Patienten stammen aus dieser Altersgruppe. Bei den stationären Patienten sind ebensoviele Menschen zwischen 50 und 59 aufgenommen wie zwischen 80 und 89. Relativ am größten ist hier die Gruppe zwischenn 70 und 79. Aus dieser Gruppe stammen rund 20% der Patienten. Wichtig ist, dass bislang weiterhin keine datenbasierte Aussage für alle Patienten auf Intensivstationen in Deutschland gibt. Hier ist die Datenlage weiterhin schlecht, wie das DIVI auf Nachfrage von inFranken.de bestätigt. Krankenhäuser melden jedoch zurück, dass kaum noch Patienten über 80 aufgenommen werden - die Zahl jüngerer Patienten nimmt langsam zu.
Bei der Gesamtzahl der hospitalisierten Personen nach Alter zeigt sich dies. Wichtig ist, dass "hospitalisiert" nicht gleich "in Intensivbehandlung" ist. Im Krankenhaus aufgenommen, aber nicht intensiv behandelt, gar beatmet, werden ebenfalls viele Menschen. Hierzu gibt es Daten, die flächendeckend die letzten Monate zeigen. Hier spiegelt sich aber das Bild, dass die Zahl der jüngeren Patienten zunimmt, während die Zahl der Patienten über 80 abnimmt.
Sind die Zahlen der Coronapatienten überschätzt? DIVI: Aussage der "Zeit" ist falsch
Sind gar nicht so viele Menschen wie gedacht wegen Covid-19 auf deutschen Intensivstationen? Laut Recherchen der Wochenzeitung “Die Zeit” sind 20 bis 30 Prozent der Corona-Patienten auf Intensivstationen nicht wegen einer Covid-19-Erkrankung dort, sondern wurden nur “zufällig positiv getestet”. So seien Menschen etwa nach einem Unfall auf einer Intensivstation und würden standardmäßig beim Eintreffen getestet. Ist der PCR-Test bei ihnen positiv, gelten sie als Corona-Intensivpatienten.