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Inflation zieht an: Butter-Preis explodiert erneut


Autor: Agentur dpa, Nadine Wüste

Berlin, Freitag, 29. November 2024

Die Inflationsrate in Deutschland hat im November wieder einen Anstieg verzeichnet, was teilweise durch höhere Kosten für Lebensmittel und Dienstleistungen bedingt ist. Experten gehen jedoch nicht von einer drastischen Inflation wie im Jahr 2022 aus.
Die Inflation ist erneut gestiegen.


Das Leben in Deutschland ist im November erneut teurer geworden. Mit 2,2 Prozent hat die jährliche Inflationsrate zum ersten Mal seit Juli wieder die Marke von zwei Prozent überschritten. Dies ermittelte das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Zahlen. Hauptursachen für den Preisanstieg bleiben Nahrungsmittel und Dienstleistungen. 

Der steigende Trend der jährlichen Teuerungsrate wird laut Einschätzung von Volkswirten in den kommenden Monaten anhalten. Die positive Nachricht für Konsumentinnen und Konsumenten ist jedoch, dass die Inflation voraussichtlich auf einem vergleichsweise moderaten Niveau verharren dürfte.

Experten: Keine Teuerungswelle wie 2022 erwartet

Der erneute Anstieg der Inflationsrate auf 2,2 Prozent sollte nicht als Signal für einen steigenden Inflationsdruck missverstanden werden, erklärt Ökonom Sebastian Becker von Deutsche Bank Research. Außerdem schwäche die schwache Wirtschaftslage die Teuerung. Ulrike Kastens, Volkswirtin beim Deutsche-Bank-Fondsanbieter DWS, erwartet im Dezember eine ähnliche Rate.

Derzeit erwartet kein Experte eine Teuerungswelle wie im Jahr 2022. Damals stiegen die Energiepreise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine sprunghaft an, was die Inflationsrate in Deutschland auf nahezu neun Prozent anschwellen ließ.

Von diesen Werten ist die Inflation in Deutschland aktuell weit entfernt, auch wenn sich der Trend geändert hat: Im September lag die jährliche Inflationsrate in Europas größter Volkswirtschaft mit 1,6 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2021. Einen Monat später erhöhten überdurchschnittliche Preissteigerungen bei Dienstleistungen und Nahrungsmitteln die Rate auf 2,0 Prozent. Hohe Inflationsraten mindern die Kaufkraft der Verbraucher, weil sie sich dann für einen Euro weniger leisten können.

Lebensmittel wieder teurer: Butter fast 40 Prozent teurer als letztes Jahr

Auch im November waren die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen die Inflationstreiber. Für Lebensmittel mussten Verbraucherinnen und Verbraucher 1,8 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor, was auf einen etwas abnehmenden Preisauftrieb hinweist. Besonders teuer wurde eine für alle Plätzchenbäckerinnen und -bäcker in der Adventszeit wichtige Zutat: Butter kostete teilweise über 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, berichten statistische Landesämter. Dienstleistungen wie Restaurantbesuche, Pauschalreisen oder Autoreparaturen verteuerten sich im November wie schon im Vormonat um 4,0 Prozent.

Tanken und Heizen waren günstiger als im Vorjahr: Insgesamt sank der Energiepreis im Vergleich zu November 2023 um 3,7 Prozent. Im Oktober lagen die Preise für diese Produkte sogar um 5,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, im September waren es 7,6 Prozent. Daher dämpfte die Preisentwicklung bei Energie die Inflationsrate weniger stark als in den Monaten zuvor.

Ohne die schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel ermittelten die Statistiker für November eine Inflationsrate von 3,0 Prozent. Diese sogenannte Kerninflation gibt die grundlegende Teuerung wieder und spiegelt nach Meinung vieler Ökonominnen und Ökonomen den Inflationstrend besser wider als die Gesamtrate.

Ökonom: Inflationsrate soll sich bei 2,2 Prozent einpendeln

Nach Auffassung der Bundesbank müssen sich die Menschen in Deutschland bis ins neue Jahr hinein auf etwas höhere Inflationsraten einstellen. 2023 waren zum Jahresende sowohl die Energiepreise als auch die Preise für Reisen deutlich gesunken - diese dämpfenden Basiseffekte entfallen nun.

"Zu Beginn des neuen Jahres wirken zudem Sondereffekte preiserhöhend", erläutert die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Dazu zählten die Preiserhöhung beim Deutschlandticket und vermutlich auch deutliche Anhebungen der Tarife für private Krankenversicherungen. Zudem werde das deutliche Lohnwachstum aus dem aktuellen Jahr die Teuerung bei Dienstleistungen weiter hochhalten. Ökonom Becker von Deutsche Bank Research ist der Ansicht, dass sich die Inflationsrate 2025 bei etwa 2,2 Prozent einpendeln wird.

Obwohl die Inflationsraten auch im Euroraum zuletzt wieder leicht angestiegen sind, gehen viele Volkswirte davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Mitte Dezember die Leitzinsen im Euroraum weiterhin senken wird - und dies auch in den Monaten danach. Denn im Euroraum ist ebenfalls die große Inflationswelle vorüber. Die EZB erwartet, dass sie ihr Inflationsziel von mittelfristig zwei Prozent im Euroraum bis 2025 nachhaltig erreicht. Auch die schwache Konjunktur im Euroraum besorgt die Währungshüter.

Pläne von Donald Trump könnten hierzulande zu höherer Inflationsrate führen

Kürzlich warnten EZB-Direktorin Isabel Schnabel und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel vor schnellen Zinssenkungen. Die Pläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump zur Einführung von Zöllen könnten auch in Deutschland zu einer höheren Inflation führen, so Nagel. ING-Ökonom Carsten Brzeski sieht im jüngsten Anstieg der Inflationsrate in Deutschland ein positives Signal für jene, die eine strenge Geldpolitik befürworten.

Niedrigere Zinsen unterstützen die Konjunktur. Unternehmen und Privatpersonen können günstiger an frisches Kapital gelangen, was Investitionen und Konsum erleichtert. Das Hauptziel der EZB sind stabile Preise und somit eine stabile Währung im Euroraum.