Druckartikel: "Inflations-Stopp": Mehrere Supermärkte frieren Preise ein - aber nur unter einer Bedingung

"Inflations-Stopp": Mehrere Supermärkte frieren Preise ein - aber nur unter einer Bedingung


Autor: Robert Wagner

Deutschland, Donnerstag, 09. Juni 2022

Netto, Edeka, Budni: Mehrere Einzelhändler haben ihre Preise für bestimmte Produkte eingefroren. Aber nicht für alle Kunden und Kundinnen. Ist die Aktion mehr als nur eine gewiefte Marketing-Kampagne?
Beim Zahlen droht Kund*innen derzeit häufig eine böse Überraschung. Mehrere Einzelhändler kündigten nun einen Inflations-Stopp an - aber nur für einige Kundinnen und Kunden.


Billiges Marketing oder echte Hilfe? Mehrere Supermarkt-Ketten haben angekündigt, die Preise für viele Produkte einzufrieren und Preissteigerungen durch die Inflation nicht an die Kund*innen weiterzugeben. Doch was steckt wirklich hinter der Aktion? 

In Deutschland hatte zuerst die Supermarkt-Kette Netto angekündigt, die Preise für 200 Artikel des täglichen Bedarfs auf dem Niveau vom 28. Mai 2022 einzufrieren. Die Aktion soll bis zum 31. Juli 2022 gelten. Auch auf Instagram warb das Unternehmen mit seinem "Preisversprechen". 

Preissteigerung gestoppt? Geschickte Marketing-Kampagne mit langfristigem Ziel

Wenig später zogen auch andere Unternehmen nach - mit praktisch identischen Kampagnen: So wirbt nun auch die Drogerie-Kette Budni damit, für über 200 Produkte die Preise einzufrieren - anders als Netto sogar bis zum 31. August. Und auch einige Edeka-Märkte scheinen dem Beispiel zu folgen. So kündigte Edeka Minden-Hannover eine ähnliche Aktion an - ebenfalls bis zum 31. August, ebenfalls für über 200 Produkte. Sogar der Name ist überall derselbe: Als "Inflations-Stopp" wird die Aktion bei den Unternehmen beworben. 

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Ursprünglich stammt die Idee aber aus Frankreich, wie Watson und die Lebensmittelzeitung berichten: So hatte die Kette Leclerc als erster europäischer Händler eine solche Idee. Und hier zeigt sich, was wirklich hinter der Aktion steckt.

Alle beteiligten Supermärkte eint nämlich, dass sie die Preissenkung nicht einfach allen Kunden anbieten. Voraussetzung ist bei allen Händlern der Besitz einer Kundenkarte bzw. einer DeutschlandCard. Der abweichende Betrag wird allen Kund*innen auf der Karte gutgeschrieben. Doch dafür muss man eine solche Karte zunächst überhaupt besitzen. 

Hinter der Aktion steckt also - wenig überraschend - das Interesse der großen Supermarkt-Ketten und Einzelhändler, Kund*innen zu binden und zu weiteren Käufen zu animieren. Denn wer sich erst einmal eine Punktekarte angeschafft hat, neigt langfristig dazu, auch mehr zu kaufen. Außerdem erhalten die Händler so wertvolle Daten über das Konsumverhalten der Menschen.