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Inflation im Januar 2025: Hat sich der Trend gedreht?


Autor: Robert Wagner

Deutschland, Freitag, 14. Februar 2025

Lebensmittel, Heizenergie, Benzin: Die Verbraucherpreise sind seit 2020 rasant gestiegen. Die gefühlte Inflation fällt aber noch deutlich höher aus. So kannst du deine persönliche Inflationsrate berechnen.
Die Lebensmittelpreise in Deutschland steigen kaum noch (Archivbild)


Viele Menschen in Deutschland nehmen die Preissteigerungen insbesondere bei Lebensmitteln als deutlich höher wahr, als sie tatsächlich sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Diese stützt sich auf eine repräsentative Umfrage unter 3267 Personen ab 18 Jahren, die im Dezember 2024 durchgeführt wurde.

Zwei Drittel der Verbraucher gaben demnach an, dass die Lebensmittelpreise in den vergangenen zwölf Monaten "stark gestiegen" sind. Die Inflationsrate in diesem Bereich lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2024 im Schnitt allerdings nur bei 1,9 Prozent. Die allgemeine Teuerungsrate im vergangenen Jahr wird von den Befragten mit 15,3 Prozent geschätzt. Dabei hatte sie nur 2,2 Prozent betragen. 

Wie stark trifft mich die Inflation persönlich? Rechner gibt Antwort

Allerdings trifft die Inflation nicht jeden Bürger und jede Bürgerin gleich: Denn entscheidend für die persönliche Inflationsrate ist, wie viel Geld man für bestimmte Produkte ausgibt. Die Verbraucherpreise in Deutschland sind zwischen 2020 und 2024 insgesamt um 19,3 Prozent gestiegen. Erheblich teurer wurden vor allem Heizenergie (50,3 Prozent), Kraftstoffe wie Diesel und Benzin (41 Prozent) sowie Lebensmittel (32,8 Prozent). 

Wer also hohe Heizkosten hat, pendeln muss und aufgrund eines kleinen Einkommens einen großen Anteil des Gehalts für Lebensmittel ausgibt, war besonders stark vom Preisanstieg der letzten Jahre betroffen. Hast du in den letzten Jahren hingegen verhältnismäßig viel Geld für Elektronik- oder Luxusartikel ausgegeben, hat dich die Inflation statistisch gesehen weniger stark getroffen.

Wer einen Eindruck gewinnen will, wie hoch seine oder ihre persönliche Inflationsrate ist, kann dies mit dem Inflationsrechner des Statistischen Bundesamtes tun:  Dort kann man mehr oder weniger genau angeben, welche Ausgaben man im Monat hat und so ablesen, wie sich die persönliche von der amtlichen Inflationsrate unterscheidet

Inflation im Januar 2025: Hat sich der Trend gedreht?

Lange waren vor allem Energie- und Lebensmittelpreise Treiber der Inflation. Das hat sich gewandelt:  Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, schwächte sich im Januar 2025 vor allem der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln ab. Ebenso dämpfte die Preisentwicklung bei Energie die Inflationsrate: Hier konnten Kunden und Kundinnen sogar von niedrigeren Preisen profitieren. Dagegen blieben insbesondere die überdurchschnittlichen Preiserhöhungen bei Dienstleistungen inflationstreibend. Insgesamt lag die Inflationsrate im Januar 2025 im Vergleich zum Vorjahr bei 2,3 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat Dezember sanken die Preise aber sogar um 0,2 Prozent. 

Energie wurde im Vergleich zum Januar 2024 sogar um 1,6 Prozent günstiger, während die Lebensmittelpreise im Durchschnitt um "nur" noch 0,8 Prozent stiegen. Doch auch bei Nahrungsmitteln gibt es Unterschiede: Laut Statistischen Bundesamt stiegen die Preise vor allem für Speiseöl. Absoluter "Spitzenreiter"ist hier Butter: Fast ein Drittel (32,6 Prozent) teurer war Butter im Januar 2025 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zuletzt hatten deswegen einige Supermärkte und Discounter mit Preissenkungen bei Butter geworben

"Es ist richtig und wichtig, dass die Preise nur noch moderat steigen. Aber das Preisniveau für viele Güter des täglichen Bedarfs liegt trotzdem deutlich höher als vor drei Jahren, die Preise sind ja nicht wieder zurückgegangen", sagte Ökonom Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Der Schock sitze bei vielen Verbrauchern tief. "Bis er sich legt, wird es sicherlich noch mehrere Jahre brauchen, in denen die Einkommen stärker steigen als die Teuerung."

Experte: Anhänger der Randparteien misstrauen Statistiken

Doch auch wenn es also gute Nachrichten gibt und die Inflationsrate zurückgeht: Viele Menschen haben einen anderen Eindruck. "2023 sind die Preise stark gestiegen, 2024 nicht mehr. In der Wahrnehmung der Verbraucher haben sie allerdings erneut deutlich zugelegt. Viele merken nicht, dass die Teuerung sich abgeschwächt hat", sagte Studienautor Matthias Diermeier.

Die Forscher des IW haben die Fragestellung auch im Hinblick auf die Wähler untersucht. Das Ergebnis: Anhänger von AfD und BSW schauen negativer auf die Inflation und überschätzen die Preissteigerungen am stärksten. "Unsere Untersuchung legt nahe, dass die Anhänger der Randparteien den offiziellen Statistiken misstrauen", sagte Diermeier. Das Thema Inflation könne bei der Bundestagswahl gerade an den Rändern mobilisieren.