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Impfpflicht gegen Masern: Uneinigkeit in der CDU


Autor: Agentur epd

Berlin, Dienstag, 26. März 2019

Die Impfpflicht scheidet die Geister. Weil die bisherigen Informationskampagnen laut Jens Spahn nicht zu einer spürbaren Verbesserung geführt hätten, will der Politiker die Impfpflicht.
Jens Spahn ist für eine Impfpflicht. Manches CDU Mitglied sieht das anders. Foto: Federico Gambarini/dpa


Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) befürwortet eine Impfpflicht gegen Masern für Kinder im Kita- und Schulalter berichtete der evangelische Pressedienst (epd). Beim Besuch von Kitas, Schulen oder Gesundheitseinrichtungen "geht es nicht nur um eine alleinige Entscheidung für das eigene Kind", sagte Spahn am Dienstag nach einem Austausch mit der nordrhein-westfälischen CDU-Landtagsfraktion in Düsseldorf.

Info-Kampagnen haben nichts verändert

Dann gehe es auch um die Frage, ob andere Kinder gefährdet würden. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Karin Maag (CDU), lehnte eine Impfpflicht dagegen ab.

Spahn sagte, bisherige Informationskampagnen hätten nicht zu einer spürbaren Verbesserung geführt.

Es gebe derweil parteiübergreifend und auch aus den Bundesländern vermehrt Stimmen, "die sagen, nach allem, was wir bisher erfolglos probiert haben, ist die Impfpflicht eigentlich die richtige Antwort. Ich jedenfalls bin grundsätzlich offen dafür", sagte der Gesundheitsminister. In der Koalition solle das Thema in der kommenden Woche besprochen werden.

Erkenntnisse zu positiven Auswirkungen einer Impfpflicht fehlen

Maag wies indes "undifferenzierte Forderungen nach einer Impfpflicht" gegen Masern zurück. "Da will ich nicht mitmachen", sagte Maag am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). In ihrer Fraktion gebe es noch keine einheitliche Haltung zu dem Thema, räumte die Gesundheitspolitikerin ein. Sie verwies darauf, dass es an Erkenntnissen über die Vorteile von Pflichtimpfungen, wie sie in Italien und Frankreich eingeführt worden sind, mangele.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach hatte Anfang März erneut eine Debatte über Pflichtimpfungen gegen Masern angestoßen. Anlass war eine Warnung der Weltgesundheitsorganisation, die eine mangelnde Impfbereitschaft zu den gegenwärtig weltweit größten Gesundheitsrisiken gezählt hatte. Dem Deutschlandfunk sagte Lauterbach, er sei zuversichtlich, dass die Koalition einen Vorschlag zur Einführung einer Impfpflicht gegen Masern vorlegen werde.

Verfassungsrechtliche Hürden der Impfpflicht

Zugleich räumte er ein, dass eine Pflicht verfassungsrechtlich nicht unbedenklich sei.

Nach Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) ist in Deutschland keine auffällige Zunahme von Erkrankungen zu verzeichnen. Die Impfungen von Kleinkindern könnten aber verbessert werden, und bei Erwachsenen gebe es Impf-Lücken, bestätigte das Institut.

Das RKI hat bis Anfang März dieses Jahres bundesweit 170 Masernerkrankungen registriert. Das liege "im mittleren Bereich" der vergangenen 15 Jahre, erklärte eine RKI-Sprecherin. Von einem Trend zur Zunahme könne man nicht sprechen. Die Zahlen schwankten von Jahr zu Jahr stark. 2018 erkrankten 543 Menschen, 2017 waren es 929, im Jahr 2016 hatten 325 Menschen Masern, 2015 waren es 2.465. Ähnlich hoch war die Zahl 2006, im Jahr 2012 erkrankten beispielsweise nur 165 Personen.

Impfquote von mindestens 95 Prozent gilt als sicherer Schutz

Eine Impfquote von mindestens 95 Prozent gilt als sicherer Schutz für eine Bevölkerung. Schulanfänger in Deutschland haben zu 97 Prozent die erste Masernimpfung, die zweite Impfung zu 93 Prozent. Bei acht Prozent der Kinder ist der Impfstatus unbekannt, weil ihre Eltern den Impfausweis nicht vorgelegt haben.

Die zweite Masernimpfung, die bis zum Ende des zweiten Lebensjahres erfolgen sollte, wird häufig erst später gemacht. Den Angaben des RKI zufolge haben im Bundesdurchschnitt nur 74 Prozent der Zweijährigen den vollen Schutz. Entscheidend seien aber die großen Impf-Lücken bei jungen Erwachsenen, sagte die RKI-Sprecherin. Bis Anfang der 1990er Jahre sei nur einmal gegen Masern geimpft worden. Die zweite Impfung nachzuholen, sei gerade bei dieser Gruppe schwierig.

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