Wohnungen werden größer – trotz angespannter Lage in Städten
Autor: Alexander Sturm, dpa
, Mittwoch, 17. Sept. 2025
Der Wohnungsmangel gerade in begehrten Städten ist groß - ebenso wie die Klagen über steigende Immobilienpreise. Zugleich sind die Wohnungen im Schnitt größer geworden. Wie passt das zusammen?
Trotz aller Debatten um Wohnungsmangel und steigende Mieten: Im Schnitt sind die Wohnungen in Deutschland in den vergangenen Jahren größer geworden. Ende 2024 betrug die durchschnittliche Fläche je Wohnung 94 Quadratmeter, die Wohnfläche pro Kopf lag im Mittel bei 49,2 Quadratmetern. Das ist deutlich mehr als zehn Jahre zuvor, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt.
Seit 2014 sei die durchschnittliche Wohnung im Mittel um 2,5 Quadratmeter gewachsen, die Wohnfläche je Einwohnerin und Einwohner stieg um 2,7 Quadratmeter. Fachleute sehen dahinter zentrale gesellschaftliche Trends wie die Überalterung der Gesellschaft und den Trend zu mehr Single-Wohnungen.
Viele ältere Menschen in großen Eigenheimen
Den Trend zu rechnerisch immer mehr Wohnfläche pro Einwohner gibt es schon seit Jahrzehnten. Noch 1991 standen den Menschen nach früheren Angaben im Schnitt knapp 35 Quadratmetern pro Kopf zur Verfügung. Grund für den Aufwärtstrend seien der gesellschaftliche Wandel, mehr Wohlstand und gestiegen Ansprüche, hieß es.
Ein Grund für den jüngsten Flächenzuwachs ist, dass die Gesamtfläche aller Wohnungen in Deutschland im Zuge des stetigen Neubaus zwischen 2014 und 2024 um gut neun Prozent zulegte. Der Bestand wuchs aber nur um gut sechs Prozent auf 2,5 Millionen Wohnungen. «Die Wohnungen in Deutschland wurden somit im Durchschnitt größer», schrieben die Statistiker.
Aus Sicht von Max Herbst, Gründer der Frankfurter FMH-Finanzberatung, steckt hinter den Zahlen einerseits die Überalterung der Gesellschaft. «Viele ältere Leute haben vor 30 oder 40 Jahren Häuser gebaut und leben nun allein auf 140 Quadratmetern. Eigentlich müssten die Leute im Alter in kleinere Wohnungen umziehen, aber kaum jemand will sein soziales Umfeld verlassen.»
Mehr Single-Wohnungen
Dazu komme der Trend zu mehr Single-Wohnungen. «Zu zweit kann man auf 60 oder 70 Quadratmeter wunderbar leben», sagt Herbst. «Alleine sagen die Menschen, dass unter 40 Quadratmeter nichts mehr geht.»
Wegen der guten Jobperspektiven zieht es viele junge, gut ausgebildete Menschen in die Großstädte. «In manchen Metropolen wie Hamburg haben wir schon über 50 Prozent Single-Haushalte», sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW).