IG Metall drängt auf Staatshilfe
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, Dienstag, 17. Februar 2009
Ohne staatliche Hilfen droht dem hoch verschuldeten Schaeffler-Konzern nach Darstellung der IG Metall in absehbarer Zeit die Insolvenz. Das sagte Gewerkschaftsvertreter Wolfgang Müller am Dienstag in Herzogenaurach.
Für die Finanzierung der Conti- Übernahme müsse Schaeffler monatlich Zinsen in Höhe von 70 Millionen Euro aufbringen, sagte der Schaeffler-Betreuer der IG Metall. Dies falle dem Unternehmen zunehmend schwer. „Die staatliche Hilfe ist dringlich“, sagte Müller. „Es muss schnell gehen.“
Ein Unternehmenssprecher sagte dazu: „Die Lage ist schwierig, sonst hätten wir nicht um staatliche Hilfen gebeten. Aber wir befinden uns derzeit nicht in einem Insolvenzszenario.“
Müller sagte, Schaeffler habe massiven Eigenkapitalbedarf. „Es wird demnächst am Abgrund stehen, wenn nicht frisches Geld kommt.“ Ein Finanzinvestor werde sich nicht so bald finden.
Es gehe darum, „Zeit zu kaufen“
Der bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer sagte, es gebe derzeit keine Alternative zu Staatshilfen. Es gehe darum, „Zeit zu kaufen“, um dann einen Investor zu finden. Schaeffler ist nach der Übernahme des Hannoveraner Autozulieferers Continental mit mehr als zehn Milliarden Euro verschuldet. Kreisen zufolge bittet das Unternehmen um staatliche Bürgschaften von vier Milliarden Euro. In der Politik gibt es jedoch Bedenken dagegen.
Neugebauer forderte auf einer Mitgliederversammlung der IG Metall im Herzogenauracher Vereinshaus ein Finanzierungskonzept des Unternehmens und der Banken, eine Garantie für Arbeitsplätze und Standorte sowie mehr Transparenz und Mitbestimmung im Unternehmen. Es dürfe aber auch nicht zu Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Hilfen kommen. Es gebe viele Betriebe in Deutschland, die ähnliche Produkte wie Schaeffler herstellten.
Die IG Metall wolle alles tun, um eine Zerschlagung zu verhindern, sagte Neugebauer. Für die Gewerkschaft sei es nicht wichtig, wer später Eigentümer des Unternehmens sei. „Ob Müller, Meier, Huber oder Schaeffler drübersteht, ist zweitrangig“, sagte er. Entscheidend sei, die rund 80 000 Arbeitsplätze bei Schaeffler und Conti in Deutschland zu erhalten. Die Gewerkschaftsvertreter beklagte zugleich, dass die Kommunikation mit dem fränkischen Unternehmen trotz der Notlage weiterhin sehr schlecht sei.
Bürgermesiter sendeten Hilferuf
Auch der Betriebsrat werde nicht mit einbezogen, ergänzte Thomas Mölkner, Betriebsratsvorsitzender von Schaeffler in Herzogenaurach.
Die Bürgermeister der Schaeffler-Standorte in Deutschland baten in einem gemeinsamen Hilferuf am Dienstag ebenfalls um staatliche Hilfen für den hoch verschuldeten Autozulieferer. „Aufgrund der Vielzahl der direkt und indirekt betroffenen Arbeitsplätze in ganz Deutschland“ sollte der Antrag der Schaeffler-Gruppe auf staatliche Unterstützung befürwortet werden, schrieben die insgesamt 24 Kommunalpolitiker an Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Schaeffler sei im Kern gesund. „Es ist daher falsch, zu sagen, die Schaeffler Gruppe habe sich „verzockt“, betonen die Bürgermeister.
Am Mittwoch, 14 Uhr, kommt es in Herzogenaurach zu einer großen Solidaritätskundgebung. Rund 5000 Teilnehmer werden am Stammsitz des Familienunternehmens erwartet. Auch im benachbarten Höchstadt ist eine Aktion angesetzt worden.