Idar-Oberstein: Nach Tankstellen-Mord - Dreyer äußert sich
Autor: Katharina Martin
Oberstein, Dienstag, 21. Sept. 2021
Der Schütze aus Idar-Oberstein wollte keine Maske tragen und wurde deshalb zum Mörder an einem 20-Jährigen. Nun prüft die Polizei ein Twitter-Profil des mutmaßlichen Täters, auf dem er schon früher mit nebulösen Gewaltfantasien in Erscheinung trat. Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat angekündigt, dass geprüft werde, wie der Täter an die Tatwaffe kam.
Der mutmaßliche Schütze aus Idar-Oberstein wollte Bier kaufen und wurde zum Mörder. Der Grund: Der Täter sollte eine Maske tragen. Aus Wut über die Corona-Maßnahmen schoss der Mann einen 20-jährigen Kassierer nieder.
Nun prüft die Polizei das Twitterprofil des Täters: "Es gibt Hinweise auf das Twitterprofil des Tatverdächtigen. Wir gehen diesen Hinweisen nach." Von vielen Nutzer*innen sei die Polizei auf Twitter-Aktivitäten des Täters hingewiesen worden. Wie Recherchen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" und des Thinktanks CeMAS ergaben, fiel der mutmaßliche Täter vor zwei Jahren auf seinem Twitter-Profil mit Gewaltfantasien auf.
Malu Dreyer (SPD) kündigt erhöhte Polizeipräsenz an
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat vermehrte Polizeipräsenz angekündigt und zu gesellschaftlichem Zusammenhalt aufgerufen. Dies ließ sie bei einem Pressestatement verlauten. Vor allem zur Bundestagswahl sollten verstärkt Polizeikräfte im Einsatz seien. Derzeit werde außerdem ermittelt, wie der mutmaßliche Täter an die Waffe kommen konnte. Dem Verfassungsschutz sei der Täter bislang nicht bekannt gewesen.
Video:
Dreyer kritisierte außerdem, dass der Angriff im Internet von Corona-Leugner*innen und Querdenker*innen instrumentalisiert werde, schreibt das Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Wer einen Mord rechtfertigt oder begrüßt, bereitet den Nährboden für Gewalt", so Dreyer.
„Wir löschen nicht nur, wir verfolgen auch. Wir sind sehr konsequent“
„Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“, bekräftigte Dreyer und fügte hinzu: „Wir löschen nicht nur, wir verfolgen auch. Wir sind sehr konsequent“. Die Äußerungen des Täters nannte sie "unfassbar zynisch."
Ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin sprach am Mittwoch von einem Einzelfall: "Nach allen Erkenntnissen, die wir bisher haben, handelt es sich um einen Einzelfall" - auch wenn man von einem extremen Einzelfall sprechen müsse. Daraus könne man keine "generalisierenden Rückschlüsse" ziehen. Auf weitere Beteiligte "im strafrechtlichen Sinne" gebe es derzeit keine Hinweise.
Auch der Innenminister von NRW, Herbert Reul (CDU), äußerte sich zu der Tat: "Solche Leute dürfen sich in den unzähligen Verästelungen des Netzes nicht sicher fühlen. Deshalb werden wir das Netz noch intensiver durchleuchten, um das Identitätspuzzle zusammenzusetzen und die Hetzer aus der Anonymität herausholen."