Ich hatte Corona: Warum ich die Selbsttests jetzt für nutzlos und gefährlich halte
Autor: Rupert Mattgey
Deutschland, Mittwoch, 23. Februar 2022
Vor zwei Wochen hat Corona mich erwischt. Was mich schockiert hat, war die Unzuverlässigkeit der Selbsttests. Sofern man Ansteckung tatsächlich vermeiden will, wäre es besser, diese Tests aus dem Verkehr zu ziehen. Ein Kommentar.
Die Corona-Infektion kam in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Trotz dreifacher Impfung. Ich habe kein Auge zugetan und dank einsetzendem Fieber abwechselnd geschwitzt wie ein Ochse oder mit Schüttelfrost unter der Bettdecke geschlottert. Gliederschmerzen machten das Finden einer bequemen Schlafposition schwierig bis unmöglich.
Am frühen Morgen führte ich zwei Corona-Selbsttests durch - beide waren negativ. Ich wusste, dass ich krank war: Zu den genannten Symptomen gesellten sich im Laufe des Vormittags starke Kopfschmerzen, Schnupfen und leichter Husten. Aber dank der Selbsttests konnte ich wenigstens sagen: Gott sei Dank kein Corona!
Drei negative Selbsttests: In falscher Sicherheit
Einen elenden Tag später machte ich noch einen Selbsttest, diesmal von einem anderen Hersteller. Auch dieser war negativ. Gut, dachte ich wieder, also definitiv kein Corona! Am Freitag klagte ich meiner Schwester am Telefon mein Leid. Sie sagte, mein Gejammer klänge nach einer exakten Auflistung sämtlicher Omikron-Symptome, und ich sollte unbedingt noch einen Test machen. Ich tat, wie mir geraten, und - Überraschung! - plötzlich war der Selbsttest positiv. Ich machte einen zweiten Test, nur um sicherzugehen: ebenfalls positiv. Drei Tage, nachdem mir selbst absolut klar war, dass ich krank war, nachdem ich alle Symptome aufgewiesen hatte und mit Sicherheit schon ansteckend war, bestätigten mir die Selbsttests somit, was ich insgeheim längst befürchtet hatte: Ich hatte Corona. Ein am folgenden Montag durchgeführter PCR-Test zementierte dieses Ergebnis endgültig.
Drei Tage. In diesen drei Tagen waren meine Kinder in der Schule und in der Kita. Ich selbst war beim Hausarzt, in der Apotheke und habe Lebensmittel eingekauft. Schließlich hatte ich drei negative Selbsttests vorzuweisen, die mir vermeintlich zweifelsfrei versicherten, kein Covid-19 zu haben. Als ich tags darauf erfuhr, dass ich doch positiv war, war ich schockiert. Und bin es noch.
Drei Tage. Eine lange Zeit, um hochinfektiös durch die Gegend zu laufen, im vollen und grundfalschen Bewusstsein, nicht an Covid-19 erkrankt zu sein. Eine lange Zeit, um andere Menschen anzustecken, im Büro, im Supermarkt, im Café oder im Schwimmbad. Die Leute, denen ich von diesen drei Tagen erzähle, reagieren alle ähnlich: „Das habe ich schon öfter gehört!“. Tja.
Selbsttests: Nicht nur nutzlos, sondern gefährlich
Um das klarzustellen: Es geht mir hier nicht um ein falsches Testergebnis, das kann sich schon mal einschleichen, kein Test ist hundertprozentig zuverlässig. Es geht mir darum, dass diese Selbsttests nicht das leisten, was sie versprechen, nämlich eine Corona-Erkrankung nach Ende der Inkubationszeit, mit Eintreten der Symptome, zu erkennen. Und das offensichtlich nicht nur in Einzelfällen, sondern grundsätzlich.
Ab dem Moment, ab dem ich herumrotze, niese und huste, bin ich extrem ansteckend, vermutlich ist das die ansteckendste Phase der gesamten Erkrankung. Wenn der Selbsttest in dieser Phase der Erkrankung die Erkrankung nicht erkennt, ist er nicht nur nutzlos, sondern gefährlich.