Hotels in Deutschland - Krise ohne Ende?
Autor: Aleksandra Bakmaz und Robin Wille, dpa
, Dienstag, 19. Dezember 2023
Die deutsche Hotellerie steckt in der Krise. Erst kam die Pandemie, dann mit dem Ukraine-Krieg und dessen Folgen der nächste Schlag. Höhere Preise scheinen unausweichlich.
Normalerweise ist Michael Heinzler ein sehr optimistischer Mensch. Doch das kommende Jahr besorgt den Hotelbesitzer aus Immenstaad am Bodensee. Der 51-Jährige wird die Preise in seinem Hotel um 16 bis 18 Prozent erhöhen. Die Inflation, gestiegene Betriebskosten und die Rückkehr in der Gastronomie zu einer Mehrwertsteuer von 19 statt 7 Prozent würden die Preise in die Höhe treiben.
Wie die Gäste auf die Preissteigerungen ab dem 1. Januar reagieren würden, könne er nicht sagen. «Die Situation gab es noch nie», sagt Heinzler, der in seinem Haus mit 34 Zimmern und Suiten am Seeufer ein Angebot für große und kleinere Geldbeutel liefern will.
«Herausfordernde Zeiten»
So wie dem Hotelier am Bodensee geht es gerade vielen in Deutschland. «Es sind herausfordernde Zeiten», sagt Tobias Warnecke, Geschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland. In der Pandemie habe die Branche in den Abgrund geschaut. Langsam sei es aufwärtsgegangen, doch dann sei der Ukraine-Krieg gekommen. «Wir sind von der einen Krise in die nächste gerutscht.»
Nach heftigen Einbrüchen 2020 und 2021 hinkt die Branche bei den Umsätzen noch immer dem Vor-Krisen-Niveau hinterher. Das Gastgewerbe insgesamt setzte im Oktober bereinigt um Preiserhöhungen 3,8 Prozent weniger um als im Vorjahresmonat, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom Dienstag zeigen. Im Vergleich zum Vor-Corona-Monat Oktober 2019 klafft sogar eine Umsatzlücke von 13,3 Prozent. Nimmt man nur Hotels und sonstige Beherbergungsunternehmen in den Blick, beträgt das Minus 7,5 Prozent.
Die Rentabilität in der Hotellerie sei schon immer relativ gering gewesen, sagt Warnecke. «Es blieb nie wirklich viel über.»
Stephanie Zarges-Vogel vom Hotelberatungsunternehmen Zarges von Freyberg sagt, es sei durchaus möglich, schwarze Zahlen zu schreiben. Aber man müsse sich daran gewöhnen, dass trotz gestiegener Umsätze beim Ergebnis nicht unbedingt viel mehr herauskommt. Die Marge habe sich wegen der deutlich gestiegenen Kosten deutlich nach unten verschoben.
«Noch nie so schwer planbar»
Die Hotellerie sei stark von Unsicherheit und schwerer Planbarkeit geprägt, sagt Zarges-Vogel. «Ich glaube, es war noch nie so schwer planbar.» Schwierig hätten es künftig Hotels ohne klares Konzept und ohne starke Positionierung. Auch für Hotels im mittleren Bereich werde es schwierig. «Günstig und sehr teuer funktioniert, aber die Mitte ist schwierig darstellbar», sagt Zarges-Vogel.