Herford: Kranke 4-Jährige mehrfach in Klinik abgewiesen und gestorben - "Hätte verhindert werden können"
Autor: Strahinja Bućan
Herford, Donnerstag, 12. Januar 2023
Musste die kleine Emily wirklich sterben? Die Eltern sind der festen Überzeugung: Nein, ihr Tod hätte verhindert werden können. Mehrfach wollten sie ihr krankes Kind über die Weihnachtsfeiertage in der Klinik Herford behandeln lassen. Sie wurden aber mehrfach abgewiesen - bis es zu spät war.
Am 27. Dezember fuhren die Eltern das erste Mal mit der kleinen Emily in die Notaufnahme des Klinikums Herford - und wurden wieder nach Hause geschickt. Wenige Tage später riefen sie den ärztlichen Notdienst zu ihrer kranken Vierjährigen - doch der stellte keinen akuten Handlungsbedarf fest und fuhr davon. An Neujahr war der Zustand des Kindes so schlecht, dass die Eltern es abermals in die Klinik fuhren. Endlich wurde das Mädchen aufgenommen, doch es war zu spät - noch an demselben Tag verstarb das Kind.
So schildert das Ehepaar aus dem nordrhein-westfälischen Bünden das tragische Schicksal ihrer vierjährigen Tochter. "Dieser Tod hätte verhindert werden können, wenn man uns wahrgenommen hätte", schreibt die Familie in einem emotionalen Facebook-Post.
Kleine Emily starb am Neujahrstag - hätte ihr Tod verhindert werden können? Eltern erheben Vorwürfe
Mittlerweile haben die Eltern der kleinen Emily eine Welle der Solidarität erfahren - laut dem Focus sind nach einem Spendenaufruf 20.000 Euro für die Beerdigung und zur Unterstützung der trauernden Hinterbliebenen zusammengekommen.
Die Klinik zeigte sich in einer Stellungnahme bestürzt über den Vorfall und drückte der Familie ihr Beileid aus - dabei versprach sie eine "lückenlose und nachvollziehbare" Aufklärung des tragischen Todesfalls.
"Die Aufarbeitung dieses traumatischen Todes unserer kleinen Patientin ist unser oberstes Ziel. Die Trauer und Verzweiflung, welche die Eltern und Angehörigen erleben, ist für Außenstehende und die Beteiligten des Klinikums nur zu erahnen", erläuterte der Vorstandssprecher des Krankenhauses, Peter Hutmacher, in der vergangenen Woche gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk (WDR).
Woran starb das Mädchen? Klinik verspricht Aufarbeitung - Polizei ermittelt
Woran das Mädchen gestorben war und welche Symptome sie hatte, ist bisher unklar und mittlerweile Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Laut dem WDR waren die Ärzte von etwas Harmlosem ausgegangen. "Der Allgemeinzustand des Mädchens und auch die erfolgten Untersuchungen erlaubten zunächst eine ambulante Weiterversorgung. Das Kind wurde zwischen Weihnachten und Neujahr wiederholt ärztlich gesehen", erinnert sich Dr. Walter Koch für den Sender - er ist der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik am Herforder Krankenhaus.
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Spekulationen, ob die kleine Emily den derzeit massiven Engpässen in der ärztlichen Versorgung von Kindern zum Opfer gefallen ist, lassen sich derzeit noch nicht bestätigen. Derzeit kann man auch nicht sagen, ob man das Kind hätte retten können, wenn man es rechtzeitig stationär behandelt hätte. Mehr Klarheit sollen eine Obduktion und die Sichtung der ärztlichen Unterlagen bringen - das Ergebnis dieser Untersuchungen steht bisher jedoch aus.