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Hamburg: "Shrinkflation" in Supermärkten - Kennzeichnungs-Pflicht für Mogelpackungen gefordert


Autor: Alexander Milesevic

Hamburg, Montag, 13. November 2023

Die Fälle von "Shrinkflation" häufigen sich. Das kann zur finanziellen Belastung werden. Verbraucherschützer schlagen Alarm und fordern Kennzeichnungen im Supermarkt.


Eine große Mehrheit der Verbraucher in Deutschland hat sich in einer Umfrage für Hinweise auf sogenannte Mogelpackungen in Supermarkt-Regalen ausgesprochen. Das unterstützen auch die Verbraucherzentrale Hamburg sowie die Verbraucherorganisation foodwatch und sprechen sich für eine Kennzeichnung von Produkten aus, die trotz geschrumpftem Inhalt zum gleichen Preis verkauft werden. Der Begriff kombiniert das englische Wort "to shrink" ("schrumpfen") mit "Inflation".

Bei der sogenannten "Shrinkflation" handele es sich laut der Verbraucherzentrale nicht nur um eine Täuschung. Sie bedeute in Zeiten steigender Lebensunterhaltungskosten zudem eine finanzielle Belastung. Ein "dreistes Beispiel" sei der Gutbio Fencheltee von Aldi Nord, den der Verein zur "Mogelpackung des Monats" gekürt hat. So hat Aldi Nord im Sommer 2023 nicht nur die Füllmenge pro Teebeutel von drei auf zwei Gramm verringert, sondern auch die Anzahl der Beutel pro Packung von 25 auf 20 gesenkt. Der Preis für den Tee sank zwar von 1,49 Euro auf 1,19 Euro. Trotzdem lag die versteckte Preiserhöhung den Angaben der Verbraucherzentrale zufolge noch bei 50 Prozent.

Umfrage zu "Shrinkflation": Befragte befürworten Hinweise an Supermarkt-Regalen

Auch bei anderen Sorten reduzierte Aldi Nord die Füllmengen so, dass der Preis versteckt stieg. Bis Juni gab es 50 Gramm Kräutertee bei dem Discounter für 1,49 Euro und anschließend 40 Gramm für 1,29 Euro. Aldi Nord erklärte in einer Stellungnahme, dass durch einzelne Verpackungen der Teebeutel "ein noch hochwertigeres Produkt" geboten werde. "Der Verkaufspreis lag bei allen Sorten bis Mitte Juni bei 1,49 Euro und wurde aufgrund der Füllmengenreduzierung und dem Einsatz von kuvertierten Teebeuteln und unter Einbezug höherer Produktionskosten auf 1,29 Euro reduziert." Tatsächlich handelte es sich dabei aber um eine Erhöhung von acht Prozent, die erst durch das Senken der Preise im November auf 1,19 Euro beseitigt wurde.

In einer repräsentativen YouGov-Umfrage befürworteten es 77 Prozent der Befragten, wenn Supermärkte entsprechende Hinweise am Regal anbringen, um "Mogelpackungen" für Kunden zu kennzeichnen. Lediglich 13 Prozent würden dies ablehnen, 10 Prozent machten keine Angabe, teilte YouGov mit. Unter den Befragten ab 55 Jahren sei die Zustimmung zu Hinweisen am höchsten (87 Prozent). YouGov befragte nach eigenen Angaben am 21. September in Deutschland 2360 Personen ab 18 Jahren.

Die französische Supermarktkette Carrefour hatte jüngst angekündigt, mit Aufklebern auf einer Reihe von Lebensmitteln vor versteckten Preiserhöhungen zu warnen. "Shrinkflation, das Gewicht dieses Produktes hat sich verringert, und der Preis unseres Lieferanten ist gestiegen", heißt es auf den Aufklebern, die Carrefour auf Packungen mit Kaffee, Chips, Mayonnaise und Eistee anbringen wollte.

Supermarktkette Carrefour will mit Aufklebern vor versteckten Preiserhöhungen warnen

Carrefour hat damit einem Gesetzesentwurf vorgegriffen, mit dem die französische Regierung die Industrie verpflichten möchte, klar erkennbar auf Produkten kenntlich zu machen, wenn sich bei gleicher Packung der Inhalt verringert.

ami/mit dpa