Halbleitermangel bringt Industrie und Regierung in Zugzwang
Autor: Lukas Müller, Frank Johannsen und Andreas Hoenig, dpa
, Mittwoch, 22. Oktober 2025
Die Halbleiterindustrie ist auf internationale Lieferketten angewiesen. Während die Niederlande und China um den Hersteller Nexperia streiten, suchen Unternehmen hierzulande nach Alternativen.
Lieferprobleme bei Halbleitern alarmieren Autohersteller und Bundesregierung. Nach dem Verband der Automobilindustrie (VDA) warnt auch der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) vor einer Krise. Sie halten Produktionsstopps für vorstellbar. Noch am Abend sollte es eine Schalte des Bundeswirtschaftsministeriums mit Verbänden und Firmen geben. Nach Branchenangaben loten Unternehmen Alternativen aus.
Hintergrund sind Lieferprobleme beim niederländischen Halbleiterhersteller Nexperia, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die von einer chinesischen Konzernmutter geführte Firma übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten für die Autoindustrie.
Der Vorsitzende der ZVEI-Geschäftsführung, Wolfgang Weber, sagte der Deutschen Presse-Agentur: Die Mitgliedsfirmen des Verbandes arbeiteten an Ersatzlösungen. Es gebe Signale, die Anlass zur Hoffnung gäben. «Ein Problem liegt jedoch in der notwendigen Qualifizierung der Ersatzbauteile – wir können also keine Entwarnung geben.» Die Krise müsse schnell politisch gelöst werden.
Deutschland und Niederlande suchen Kontakt zu China
Auch die Bundesregierung sucht nach Lösungen. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte in Berlin, man sei besorgt und mit den verschiedenen Beteiligten in engem Austausch - auch mit der chinesischen Regierung. Zur Krise bei Nexperia sollte es am Abend eine Schalte des Bundeswirtschaftsministeriums mit Verbänden und Unternehmen aus der Automobil- und Elektronik-Industrie geben, wie dpa von Beteiligten erfuhr.
Am Dienstag hatte der geschäftsführende niederländische Wirtschaftsminister, Vincent Karremans, nach eigenen Angaben mit seinem chinesischen Kollegen Wang Wentao telefoniert.
Autobauer und Zulieferer sind alarmiert
Die Produktion beim Wolfsburger Autokonzern Volkswagen blieb heute nach Unternehmensangaben unbeeinträchtigt. Aufgrund der dynamischen Lage könnten Auswirkungen aber kurzfristig nicht ausgeschlossen werden, hieß es in einem Eintrag im Intranet des Konzerns. Auch eine am Freitag geplante Unterbrechung in Wolfsburg habe aber nichts mit einem Chipmangel zu, betonte ein Sprecher. Grund sei eine planmäßige Inventur. Am Montag werde die Fertigung wieder anlaufen.
Von Mercedes-Benz aus Stuttgart hieß es, man rechne kurzfristig nicht mit Ausfällen. Dank der Zusammenarbeit mit den Zulieferern und Lehren aus der Chipkrise sei das Unternehmen im Kurzfristzeitraum abgesichert. Die Situation werde aber beobachtet. Verlässliche Prognosen seien schwer zu machen.